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Das Jahr 2002
begann mit einem von clb organisierten CT in der Düsseldorfer Altstadt.
Der Laden hieß Holiday und zeichnete sich dadurch aus, dass er über
eine kleine Tanzfläche verfügte, so dass wir uns nicht nur unterhalten,
sondern zwischendurch auch mal bewegen konnten. Viele Chatter schienen
nach der feiertagsbedingten Abstinenz froh zu sein, mal wieder live knuddeln
zu können, wir füllten problemlos das halbe Lokal. Das letzte
große CT lag immerhin mehr als 2 Monate zurück, dementsprechend
groß war die Freude, einige liebgewonnene Menschen mal wiederzusehen.
Alles in allem verlief dieses Jahr etwas ruhiger als das vorangegangene,
was nicht zuletzt daran lag, dass der Kreis der Stammchatter (damit meine
ich diejenigen, die ziemlich von Beginn an dabei waren und für die
der Herzflimmern-Chat so was wie eine zweite Heimat geworden war) zum
Grossteil inzwischen aus Paaren bestand und nicht mehr so versessen darauf
war, jedes Wochenende eine andere Kneipe in NRW unsicher zu machen. Wir
trafen uns häufiger privat und ließen die kleineren CTs, die
nach wie vor von den Singles ausgerichtet wurden, meistens aus. Die Teilnehmer
hieran wechselten sowieso meist ebenso schnell wie die Nicks im Chat um
uns herum. Für sie war chatten eben eine reine Form der Partnersuche;
Freundschaften, wie wir sie hier geschlossen hatten, sind bis heute die
Ausnahme geblieben.
Karneval stand
vor der Tür und wir hatten ein straff organisiertes Programm zu bewältigen.
Die Aktion vom letzten Jahr, als sich eine größere Gruppe Freitags
in Köln zum feiern getroffen hatte, schrie nach Wiederholung. Schließlich
hatte Cocktail, der hier 2001 seine Nicole kennen gelernt hatte, etwas
zu feiern. Also trafen wir uns abends bei Barbara, stärkten uns dort
mit einigen Gläsern von Xena's genialer Erbeersauce und machten uns
beschwingt auf in Richtung Kornbrenner, um uns in die Menge ausgelassen
feiernder Narren zu stürzen. Tränen
gelacht haben wir über Xena, die zum Lied "Die Vögelein
vom Titicacasee" eine bühnenreife Pantomime hinlegte, woraufhin
wir von einer Dame gefragt wurden, wer denn von uns schwanger sei. Diese
Dame beherrschte die Gebärdensprache, und mit dem, was Xena da vorführte,
hatte sie wohl unwissentlich ein freudiges Ereignis in Aussicht gestellt.
Es kostete uns einige Mühe, bei der herrschenden Lautstärke
das Missverständnis aufzuklären.
Am Samstag feierte Sally, die wieder einmal zu Besuch in NRW weilte, ihren
Geburtstag in Aachen. Sie hatte alle Chatter, die sie liebgewonnen hatte,
in eine Kneipe in der Nähe ihres Elternhauses eingeladen und im guten
Glauben, dass auch in Aachen Karneval stattfindet, hatten wir uns entsprechend
ausstaffiert. Garfield war von Cheech, der Hilfe beim Anlegen seines Kostüms
benötigte, direkt am Auto zurückgehalten worden und als wir
schon dachten, sie wären in der falschen Kneipe gelandet, klapperte
Cheech in kompletter Ritterrüstung durch die Tür.
Er sah aus wie ein Relikt das dem vorigen Jahrhundert, aufs knuddeln mit
ihm haben wir wegen der zu erwartenden blauen Flecken lieber verzichtet.
Beim trinken hatte er die Wahl zwischen der Benutzung eines Strohhalm
und dem Abnehmen der Kopfbedeckung. Er entschied sich für letzteres,
was auch die Kommunikation wesentlich erleichterte. Wir stellten sehr
schnell fest, dass wir wohl in einer karnevalsfreien Zone gelandet waren,
aber wer uns kennt, der weiß, dass wir uns unsere Stimmung auch
problemlos selber machen können. Sally und Robert erschienen in bayrischer
Nationaltracht - Dirndl und Lederhose,
Tipsy und Garfield hatten sich ebenfalls zu Sallys Ehren für Lederhosen
entschieden, ich ging - Nomen est Omen - als Hexe, Bea waren Schnurrhaare
und ein Schwänzchen gewachsen und Hubi spielte den Clown.
Bis auf wenige Ausnahmen hatten sich also alle nett kostümiert. So
brachten wir auch in dieses müde Wirtshaus so etwas wie ausgelassene
Partystimmung.
Für Sonntag hatten sich einige Chatter angemeldet, die mit uns im
Worringer Vereinshaus mal etwas anders Karneval feiern wollten.
Hier gab es zwar durchweg verkleidetes Publikum, aber keine Karnevalsmusik,
die Liveband June 79 spielte ausschließlich Oldies, und das verdammt
gut. Diese eigenwillige Mischung sorgt hier seit Jahren für ausverkauftes
Haus. Als um 23.00 Uhr Schluss war, wollten wir uns aber noch gar nicht
trennen und feierten bei uns zu Hause noch ein paar Stunden fröhlich
weiter.
Zwei Wochen
später, am 22.02.2002, stand die erste offizielle Chatterhochzeit
an. Dass sich in der Zwischenzeit bereits andere Paare, die sich in unserem
Chat kennengelernt, danach aber zurückgezogen haben, das Ja-Wort
gegeben hatten, erfuhren wir erst später. Bienchen und Andree waren
dem Chat jedoch treu geblieben und der Großteil der Stammchatter
war eingeladen, mitzufeiern. Erstmals
begegneten wir uns also in feiner Ausgehgarderobe, was im Vorfeld den
einen oder anderen Einkaufsbummel nötig gemacht hatte. Aber das Ergebnis
konnte sich sehen lassen, wir sahen fast durchweg richtig chic aus. Da
die Beiden nur standesamtlich geheiratet hatten und der Nachmittagskaffee
im Familienkreis stattfand, griffen wir erst abends ins Geschehen ein.
Wie allgemein üblich, begann auch dieses Fest mit dem Abfüttern
der Gäste. Nachdem sich selbst Asterix so richtig satt gegessen hatte,
eröffnete das Brautpaar den Tanz und läutete damit den gemütlichen
Teil des Abends ein. Kurze Zeit später hatten Nebelguru und Norbert
ihren ersten Auftritt als Murat und Aische und überreichten so den
beiden unser Hochzeitsgeschenk. Andree sollte mit einem Hämmerchen
eine Gipstorte zerstören, hatte das aber wohl falsch verstanden und
zerstörte statt dessen mit der Gipstorte das Hämmerchen.
Zum Glück wurde niemand verletzt und damit das auch so blieb, bekam
er keinen neuen Hammer mehr, sondern durfte die Torte mit nach Hause nehmen
und dort - wie auch immer - zerlegen.
Zu vorgerückter Stunde und nach dem Genuss zahlreicher Bierchen plauderte
Amor etwas aus, was eigentlich noch gar nicht für unsere Ohren bestimmt
war, uns aber begeistert aufhorchen ließ. Yassi war schwanger!
Auf der ersten offiziellen Chatterhochzeit die Nachricht vom ersten offiziellen
Chatbaby, wenn das kein gutes Omen war. Wir begossen also kräftig
den zu erwartenden Nachwuchs und Amor musste das tun, wovor er sich schon
so oft erfolgreich gedrückt hatte: Knuddeln!
Er hatte es zu einer wahren Meisterschaft gebracht in der Disziplin "Wie
verlasse ich eine Feier, ohne dass es jemand bemerkt", aber diesmal
hatte er keine Chance. Tipsy, Norbert und Garfield blockierten in Bodyguardmanier
die einzige Tür, die ins Freie führte, so dass die beiden beim
Abschied das ganze Programm noch mal hinter sich bringen mussten, wobei
Yassi von je her weniger unter Berührungsängsten litt als der
Vater ihres zukünftigen Kindes.
Bleibt noch zu erwähnen, dass Andree nicht nur Bienchen heiratete,
sondern die doppelte Höchststrafe auf sich nahm, in dem er gleichzeitig
auch noch ihre pubertierende Tochter Stephanie adoptierte.
Weiter ging
es am 02.03.02 mit der Zusammenlegung der Haushalte von Bea und Hubi.
Bea ließ Mönchengladbach hinter sich und zog in unmittelbare
Nähe der psychiatrischen Kliniken in Viersen, wo die Zwei eine schöne
Wohnung unterm Dach gefunden hatten. Das hieß für uns nix mit
Möbel über den Balkon reichen, sondern fleißig treppauf,
treppab laufen. Glücklicherweise musste wir nur noch Beas Möbel
schleppen, Hubi war schon etappenweise eingezogen, er brauchte ja nur
ein paar Straßen weiter (nein, er hat vorher nicht in den o.g. Kliniken
gewohnt *fg*).
Auch Amor hatte zwischenzeitlich seine Heimat am Möhnesee verlassen
und war seiner Yassi nach Erkrath gefolgt. In Monheim übernahm er
eine Schuhmacherwerkstatt, die wir am 16.03.02 einweihten. Außerdem
war für dieses Datum das nächste Bowlingturnier angesetzt, zu
dem wir uns abends, wieder nach Düsseldorf, auf den Weg machten.
Auch dieses Mal platzten die von uns gebuchten Bahnen aus allen Nähten,
viele hatten sich kurzfristig entschieden, zu erscheinen und wollten noch
gerne mitbowlen und auch Zuschauer hatten sich erneut reichlich eingefunden.
Leider waren die Organisatoren ein wenig übers Ziel hinausgeschossen
in ihren Bemühungen, das Ganze etwas anders aufzuziehen. Die besten
Spieler jeder Bahn sollten nach zwei Runden den Sieger unter sich ausspielen
und das endete in einem heillosen Chaos. Nicht an jeder Bahn war gleich
schnell gebowlt worden, einige waren noch bei der zweiten, andere bereits
mitten in der dritten Runde und die Mannschaft, die ihre Bahn für
den Endkampf räumen und sich auf andere Bahnen aufteilen sollte,
war mächtig angefressen darüber, mitten aus dem Spiel gerissen
zu werden. Im Nachhinein
waren wir uns einig, dass weniger Organisation mehr gewesen wäre.
Die Wahl zum Boxenluder fand natürlich auch diesmal statt und wie
erwartet verteidigte Schmal seinen Titel souverän ,
obwohl seine Konkurrenz diesmal ausschließlich aus Männern
bestand. Das Turnier endete, wie das letzte auch, mit gemütlichem
Beisammensein in der Bar und spätestens da hatten sich die aufgebrachten
Gemüter wieder beruhigt.
Es folgten
einige eher ruhige Wochen, bis sich der Stammchatterkreis zum Tanz in
den Mai wiedertraf. Ort des Geschehens war der Krebelshof in Köln,
wo wir auch schon die X-Mas-Party gefeiert hatten und für Live-Musik
sorgte June79 mit Oldies. Auf die Geschichte mit dem dort anwesenden Anwalt,
dem Norbert und Hubi in der ihnen eigenen Großzügigkeit ein
leicht verdünntes Kölsch spendierten, werde ich an dieser Stelle
nicht näher eingehen, mich schüttelt es beim Gedanken daran
noch heute.
Die nächste Hochzeit stand vor der Tür, Norbert und Mieze wollten
ihre langjährige wilde Ehe endlich legalisieren. Eingeläutet
wurde dieser Entschluss mit einem Junggesellenabschied am 18. Mai, den
die Männer und Frauen getrennt zu feiern gedachten. Wir hatten keine
Mühen gescheut und alles an nützlichen Kleinigkeiten, was man
in einer jungen Ehe eventuell irgendwann mal gebrauchen könnte, liebevoll
in große Kartons verpackt - gründlich natürlich, damit
nichts kaputt geht.
Zur Überraschung der beiden stand für die Fahrt zu den (getrennten)
Lokalitäten vor der Tür ein Planwagen bereit, der uns mit einem
PS durch Langenfeld schaukelte. Für uns fünf Damen war die Fahrt
an einer Bowlingbahn zu Ende, die Männer zockelten unter dem Absingen
schmutziger Lieder weiter zur Gartenanlage, wo sie sich zu Ehren des Bräutigams
gepflegt volllaufen ließen.
Nach Beendigung des sportlichen Teils wollten wir noch irgendwo in Langenfeld
weiterfeiern. Dazu brauchten wir erst mal ein Taxi. Das kam erst, als
wir schon dachten, die müssten extra für uns erst eins zusammenbauen
und es war auch nicht wirklich das, was man gemeinhin unter einem Großraumtaxi
versteht. In den Kombi war im Kofferraum, entgegengesetzt zur Fahrtrichtung,
einfach noch eine Sitzbank eingebaut worden. Da man, um dort halbwegs
bequem zu sitzen, eine gewisse Größe nicht überschreiten
durfte, mussten wir nicht mal diskutieren, bevor ich in den Kofferraum
krabbelte.
Der Versuch, nachts in Langenfeld noch eine geöffnete Lokalität
zu finden, scheiterte kläglich, so dass wir uns erneut auf die Suche
nach einem Taxi machten. Großraumtaxi war wieder Fehlanzeige, nicht
mal ein umgebauter Kombi war in Sicht, aber welcher Taxifahrer lässt
sich schon eine lukrative Fahrt entgehen und so zwängten wir uns
zu viert auf die Rückbank eines Mercedes und ließen uns nach
Solingen fahren. Dort sollte in einer alten Fabrik eine "HerzbeißtHaifisch-Party"
stattfinden, genau das richtige also für einen Junggesellenabschied.
Durchgeschüttelt, zerknautscht und mit Tränen in den Augen vor
Lachen purzelten wir am Ziel aus dem Auto um festzustellen, dass die obere
Altersgrenze bei dieser Singleparty maximal bei 25 Jahren lag. Dementsprechend
war die Musik, sie bestand zu 90 % aus Bässen und erstickte jeden
Versuch einer verbalen Verständigung schon im Keim. Nach einer halben
Stunde wollten wir nur noch eins: raus hier! Aber jetzt begann erst der
schwieriges Teil des Unternehmens. Was auf der Hinfahrt völlig unkompliziert
über die Bühne gegangen war, wurde in Solingen zum Riesenproblem.
Kein Taxifahrer war bereit, uns fünf in einer Fuhre wieder zurück
nach Langenfeld zu bringen. Die Sturheit der Eingeborenen war wirklich
kaum zu ertragen, aber nachgeben und zwei Taxen zahlen wollten wir auch
nicht. Miezes Überzeugungskraft hatten wir es letztendlich zu verdanken,
dass wir doch noch wohlbehalten bei ihr zu Hause ankamen. Dort trudelten
kurz darauf auch unsere gut gefüllten Männer ein. Für uns
wurde es langsam Zeit, heim zu fahren, die anderen hatten "Hotel
Mieze" gebucht und zauberten noch ein wenig weiter.
Zwei Wochen
danach, am 31.05.02, heirateten Norbert und Mieze,
diesmal gabs das volle Programm inclusive Kirche. Hier musste ich die
Erfahrung machen, dass es in Räumen mit guter Akustik nicht reicht,
wenn man sein Handy auf lautlos stellt, man sollte auch den Vibrationsalarm
ausstellen. Maximal zwei Mal im Monat werde ich auf dem Handy angerufen,
ebenso oft sitze ich pro Jahr in einer Kirche, aber genau dann tritt Murphys
Gesetz in Kraft. Die Kirchenbank bebte, alle Köpfe flogen rum und
vermuteten den Übeltäter in Nebelguru und ich suchte verzweifelt
das Mauseloch, in dem ich verschwinden wollte.
Es war
keins da, nur der Spott meiner Mitmenschen holt mich heute noch manchmal
ein.
Nach dem Ende der kirchlichen Trauung folgte die unvermeidliche Fotosession,
die kein Ende nehmen wollte. Mit Trauzeugen, ohne Trauzeugen, mit Eltern
und Trauzeugen, vor der Kirche, auf der Wiese, im Stehen, im Sitzen......
Wir saßen schon seit Stunden abfahrbereit in unseren Autos, als
der Fotograf seine Modelle endlich entließ. Langenfeld erzitterte
bei dem Hupkonzert, was wir veranstalteten auf dem Weg von der Kirche
zur Schrebergartenanlage, wo gefeiert werden sollte. Wir sicherten uns
den Tisch, der dem Kuchenbüffet am nächsten stand, warteten
aber gut erzogen, bis das Brautpaar die Kuchenschlacht frei gab. Muss
ich erwähnen, das Asterix Hunger hatte? *sfg*
Nach dem Abendessen, als alle Gäste vollzählig versammelt waren,
jagte ein Programmpunkt den nächsten. Norbert und Mieze wurden Opfer
diverser Spielchen, in denen sie ihre Ehetauglichkeit unter Beweis stellen
mussten. Lachtränen
flossen dabei reichlich. Auch Guru hatte wieder seinen Auftritt als Murat,
aus verständlichen Gründen musste er diesmal auf seine Aische
verzichten. Ob das junge Glück die Badewanne voller Sand, die Hubi
und Garfield mit vereinten Kräften in den Saal schleppten
und in welchem wir unser gesammeltes Kleingeld versteckt hatten, mittlerweile
durchgesiebt haben, entzieht sich meiner Kenntnis.
Da kurzfristig einige Helfer abgesagt hatten, stellten die Chatter einen
Notplan auf und einige von uns wechselten sich beim Zapfen und Gläser
spülen ab. Die Männer zapften logischerweise mit Begeisterung,
so waren sie wenigstens direkt an der Quelle.
Erwähnte ich eigentlich schon mal, dass Altbier bei einigen Menschen
übelriechende Blähungen hervorruft und dass man sich, vor allem,
wenn man aufgrund fehlender Körpergröße gerne mal übersehen
wird, niemals hinter Betroffenen aufhalten sollte? Am Ende der Feier wurden
wir alle noch großzügig mit übriggebliebenen Lebensmitteln
vom Büffet versorgt, bevor wir uns auf den Weg in unsere Betten machten.
Eine Woche
später, am 08.06.02, hatten Volker und Mischa zum Grillen eingeladen.
Auch die beiden verdanken ihre Beziehung dem Chat und sind immer gerne
mit dabei, wenn es was zu feiern gibt. Das Grillen fand aufgrund diverser
Absagen im allerengsten Kreis statt, ausser uns beiden waren nur noch
Andree und Bienchen mit von der Partie, aber so blieb für uns mehr
von dem schrecklich leckeren Grillfleisch übrig. An diesem Abend
trat zum ersten Mal Bienchens Erdbeerallergie auf; Mischa hatte für
die Damen eine Erdbeerbowle gemacht und mit jedem Glas wurde das Bienchen
lebhafter. Es dauerte nicht lange, und wir mussten schon lachen, wenn
sie nur ansatzweise den Mund aufmachte.
Jeder Satz war ein Volltreffer, der sächsische Dialekt tat sein übriges
dazu und Mischa schenkte ihr immer fleißig nach. Als wir uns trennten,
hatten wir alle Bauchweh vor lachen.
Und wieder
einmal war CT in Wuppertal in der Sunshine-Ranch angesagt. Inzwischen
hatte unser Chat-Küken Corinna die Planung übernommen und für
den 29.06.02 einen Teil des Lokals für uns reserviert. Auch dieses
Mal hatten wir Besuch aus Bayern, 2Cold4You wollte ihre Chatterkollegen
gerne mal kennen lernen und da sie sowieso gerade in der Nähe war,
lies sich der Wunsch prima realisieren. Leider fehlte Milka bei diesem
Treffen, so dass der Tabledance ersatzlos gestrichen werden musste.
Am Tag darauf war das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen
Brasilien und Deutschland und wie tausende andere Deutsche wollten auch
wir dieses unerwartete Ereignis entsprechend würdigen. Wir demonstrierten
also unseren Nationalstolz in Form von T-Shirts, Käppis und schwarz-rot-goldenen
Gesichtsmalereien und trafen uns zum kollektiven Jubeln bei Guru im Partykeller.
Dass es mit dem Jubeln dann letztendlich doch nichts wurde, lag mit Sicherheit
nicht an uns, aber auf den Vizeweltmeister anstoßen ist ja immerhin
auch was.
Nebelguru
steckte unterdessen in den Vorbereitungen für die Neuauflage der
Poolparty am 20.07.02Aufgrund
der Erzählungen vom ersten Mal war die Neugier natürlich groß
und die Zahl der Anmeldungen drohte die Kapazität des Gartens zu
sprengen. Dass das Wetter es diesmal nicht so gut mit uns meinte (es war
um einiges kälter als im Jahr zu vor und auch die Temperatur des
Poolwassers lud nicht wirklich zum verweilen ein) hielt kaum jemanden
von seinem Erscheinen ab. Ersatzkleidung gehörte erneut zum Pflichtgepäck,
denn das Empfangskommando erwartete jeden neuen Gast bereits an der Gartentür
mit der freundlichen Bitte, doch Handy und Armbanduhr abzulegen. Da waren
schon sehr überzeugende Argumente notwendig, um Norbert und seine
Mitstreiter von ihrem Vorhaben abzuhalten und so zierten erneut zahlreiche
Hosen, T-Shirts und Handtücher den Gartenzaun. Später kam der
Trockner von Gurus Eltern zum Einsatz, damit wenigstens einige Leute trockenen
Fußes die Heimfahrt antreten konnten. Aufgrund der zahlreich erschienenen
Gäste blieb es nicht aus, das auch zwischendurch immer mal jemand
zu nah am Beckenrand vorbeiging und da die Wiese rutschig und das Gedränge
groß war, gab es noch den einen oder anderen "Badeunfall".
Nicht jeder befolgte jedoch den Rat, sein Handy nicht bei sich zu tragen
und so musste WerderFisch die traurige Erfahrung machen, dass man unter
Wasser nicht telefonieren kann. Auch der Wäschetrockner hätte
das Leben seines Handys nicht retten können, es war quasi ertrunken.
Thommy ruinierte
sich gleich mehrmals seine Frisur, Jojo behielt direkt die Mütze
auf, was ihm aber auch nichts nützte und für die anwesenden
Kinder war abtrocknen und umziehen reine Zeitverschwendung, Norbert fand
sie immer wieder. Negatives Fazit dieser zweiten Poolparty war, dass wir
bei der anschließenden Abrechnung feststellen musste, dass einige
der Neuchatter das Wort "Einladung" zu wörtlich genommen
hatten. Im alteingesessenen
Kreis waren wir in der Vergangenheit immer gut damit gefahren, die Ausgaben
gleichmäßig auf alle umzulegen, es hatte nie Differenzen gegeben,
diesmal blieben wir jedoch auf einigen Kosten sitzen. (Die Fotos dazu
findet Ihr hier: )
Zwei Wochen
später hieß es mal wieder arbeiten. Milka wollte am 27.07.02
umziehen und hatte um Hilfe gebeten. Ein wenig übermüdet (ich
hatte am Abend zuvor überraschende Geburtstagsgäste) fanden
wir uns also Samstags in Essen ein und begannen, das Chaos in Kisten und
Tüten zu packen. Die Gute hatte die Vorbereitungen ein wenig schleifen
lassen, aber wozu waren wir mittlerweile ein eingespieltes, umzugserfahrenes
Team. Hand in Hand brachten wir schnell Licht ins Dunkel - ich hoffe,
wir haben nichts ausgemistet, was Milka heute noch verzweifelt sucht *gg*.
Der Auszug war ein Kinderspiel, da sie bisher im Erdgeschoss gewohnt hatte,
aber sie wollte hoch hinaus und hatte eine Dachgeschosswohnung in einem
Altbau gemietet. Ohne Fahrstuhl, versteht sich. Es wurde warm und wärmer
und die Anzahl der zu erklimmenden Stufen schien sich bei jedem Gang zu
verdoppeln. Das war kein Umzug, das war bergsteigen mit Gewichten. Restlos
fertig hingen wir nach der letzten Fuhre in den Sesseln und wollten nur
noch eins: nie wieder Treppen steigen!
Am Montag
darauf kam endlich die lange erwartete Vollzugsmeldung aus Erkrath. Unser
Chatterbaby war da!
Ab sofort war die kleine Melina dafür zuständig, Yassi und Amor
rund um die Uhr gehörig auf Trab zu halten. Während Yassi sich
noch im Krankenhaus erholte, trommelte Amor unsere Männer zusammen,
um das Baby ausgiebig pinkeln zu lassen. So musste die Kleine kurz nach
ihrer Geburt schon als Alibi für ein fröhliches Männerbesäufnis
herhalten. Ich hatte den Hintransport von Garfield und Norbert übernommen,
Mieze hatte die weitaus schlechteren Karten, sie musste mitten in der
Nacht zwei sternhagelvolle Gestalten nach Hause kutschieren.
In diesem Sommer
hatten wir zeitweise mit extrem lästigen Störenfrieden zu kämpfen.
Im Chat wurde beleidigt und gepöbelt, was das Zeug hielt, bis es
Milka irgendwann zu bunt wurde und sie den Herzflimmern-Chat kurzerhand
dicht machte . Wir
standen von einer Minute auf die andere quasi auf der Straße. Nun
wussten ja zumindest die alteingesessenen Chatter, wo Radio NRW seine
anderen Chats versteckt hatte. Telefone und Handys liefen heiß,
E-Mail-Briefkästen platzten aus allen Nähten. Wir schwärmte
abwechselnd aus, sammelten unsere Schäfchen ein und dirigierten sie
dahin, wo wir unser provisorisches Lager aufgeschlagen hatten. Unliebsame
Gäste waren wir auf diese Weise erst einmal los; es war ein ganz
neues Chatgefühl, denn es waren plötzlich nur noch bekannte
Nicks da. Zum Glück dauerte der Spuk nicht sehr lange und wir konnten
mit Sack und Pack wieder in unser zuhause umziehen. Als Konsequenz wurde
die Anzahl der Scouts noch mal erhöht, um sicher zu stellen, dass
der Chat so selten wie möglich "unbewacht" war.
Am 07.09.02
war der interne Kreis bei Amor und Yassi eingeladen, um in einem Abwasch
den Nachwuchs, die Geburtstage der Beiden und die vollzogene Renovierung
der nun gemeinsamen Wohnung zu begießen. Der Abend begann wie viele
andere vorher auch, das Bier floß, fürs leibliche Wohl war
gesorgt und Geschenke gab es auch. Kurz nach der "Bescherung"
verschwand Amor plötzlich mit der Begründung, er hätte
einen Anruf gekriegt und müsse noch mal kurz in den Laden, dort sei
etwas nicht in Ordnung. Feierten wir also derweil ohne ihn weiter. Es
entwickelten sich allerdings hinter Yassis Rücken geheimnisvolle
Aktivitäten, die auf eine Überraschung hindeuteten. Ein Teil
von uns sorgte dafür, dass Yassi brav im Garten blieb, der Rest verwandelte
die Straße vor dem Haus in ein Meer aus Teelichtern. Was dann folgte,
ist mit Worten kaum zu beschreiben. Die Götter der Liebe, Amor und
Aphrodite erschienen im Partykeller, Yassi wurde von Ihnen nach draußen
geführt, vom Band sang Celine Dion "Because you loved me",
die Straße war in Kerzenlicht getaucht und um die Ecke ritt unser
Amor im Prinzengewand auf einem weißen Schimmel. Das alles war wie
eine Szene aus einem Liebesfilm, nur viel, viel schöner. Bei Yassi
angekommen, stieg Amor vom Pferd und machte ihr einen Heiratsantrag.
Ich hab das Ganze nur noch verschwommen gesehen, weil mir vor Rührung
die Tränen in den Augen standen und ich wage zu behaupten, dass es
allen anderen ebenso ging (auch den Nachbarn, die vollzählig in den
Fenstern hingen *g*) Unnötig zu erwähnen, dass Yassi den Antrag
angenommen hat und wir uns somit auf die dritte Hochzeit in diesem Jahr
freuen konnten. Da sowohl ein Reporter von Radio NRW (denen wir übrigens
die Liebesgötter zu verdanken hatten - normalerweise treiben die
beiden ihr Unwesen auf den Herzflimmern-Partys) als auch die Presse vor
Ort waren, gab es die Geschichte in der nächste Woche mehrmals im
Lokalradio zu hören und in der Bild zum Nachlesen.
Am Samstag
darauf war mal wieder Party neben der Psychatrie, Hubi hatte Geburtstag
. Aus organisatorischen
Gründen fingen wir schon nachmittags mit der Feierei an, da am gleichen
Abend auch noch ein von Milka und Alibaba organisiertes CT in Essen am
Baldeney-See stattfinden sollte. Einige von uns entschlossen sich dann
auch kurzfristig, noch hinzufahren, was von Milka begeistert zur Kenntnis
genommen wurde, da ihr anscheinend doch ein wenig die vertraute Gesellschaft
einiger Altchatter gefehlt hatte. Und da wir schon einen gewissen Vorsprung
im feiern (die Beifahrer auch im trinken )
hatten und eine Menge netter Leute versammmelt waren, wurde es ein extrem
lustiger Abend. Garfield und Mieze hatten ihre Vorliebe für Smirnoff
entdeckt und nutzten es gebührend aus, dass sie das Auto fahren diesmal
anderen überlassen konnten.
Es folgte die
Geburtstagsfeier von Volker, einige private Treffen und unzählige
im Chat verbrachte Stunden, wobei der Heiratsantrag von Amor natürlich
noch lange das Thema Nr. 1 war. Der Hochzeitstermin stand mittlerweile
fest. Am 31.10.02 stiegen wir also mal wieder in unsere Festtagsgarderobe
und erfreuten das Brautpaar durch unsere Anwesenheit. Natürlich hatten
wir uns auch diesmal ein paar Nettigkeiten ausgedacht: Amor bekam ein
Navigationssystem,
dass ihn davor bewahren sollte, noch einmal auf dem Heimweg von Viersen
nach Erkrath auf der A 1 Richtung Koblenz zu landen ,
der Chor der Chatter hatte ein wunderschönes Lied einstudiert
und unser Freund Murat durfte ja bekanntlich auf keiner Hochzeit fehlen.
Mit vom tanzen schmerzenden Füßen verließen wir, wie
meistens, als letzte das Fest und machten uns im ersten Nachtfrost auf
den Weg nach Hause.
Der 9.11.02
bescherte uns ein Doppelpack: Norbert und Mieze zogen aus ihrer Etagenwohnung
um in ein Häuschen mit Garten (und schönem Partykeller), es
hieß also Kisten und Möbel schleppen. Aber darin waren wir
ja mittlerweile echte Meister. Nach getaner Arbeit blieben uns ein paar
Stunden zum erholen, bevor
es abends weiterging zur CT-Hochburg Sunshine Ranch nach Wuppertal, wo
wir in diesem Jahr das zweijährige Bestehen unseres Chats feierten.
Vorher machten wir noch einen Zwischenstop bei ,
der Garfield gründlich den Abend versaute .
Seine Abwehrkräfte gegen das Fastfood müssen an dem Tag frei
gehabt haben, denn normalerweise ist er resistent gegen diese Art von
kulinarischen Feinheiten.
Auch diesmal
traf sich ein bunter Mix aus alten und neuen Gesichtern, aufgrund fehlender
Namensschilder wurde es auf solchen Großveranstaltungen von mal
zu mal schwerer für die "alten Hasen", die unbekannten
Gesichter noch einem Nick zuzuordnen. Dazu drehte sich inzwischen das
Karussell der Saisonchatter ohnehin viel zu schnell. Aufgefallen ist mir,
dass gerade nach Chattertreffen einige Nicks, die vorher recht regelmäßig
aufgetaucht waren, plötzlich sang- und klanglos im Nirwana verschwanden
- gerade so, als ob
die gestellten Erwartungen nicht erfüllt worden waren. So nach dem
Motto: "Ich hab sie einmal gesehen, aber mehr muss ich nicht haben."
Milkas Moskau-Tanzpartner hieß diesmal Cheech und zur Freude des
johlenden Publikums fing sie mitten im Lied an, Cheech von seinem lästigen
Kleidungsballast zu befreien. Die Hürde Gürtel hatte sie mit
flinken Fingern schnell überwunden, das mit dem Reißverschluss
bekam sie auch noch hin, aber dann wollte Cheech doch nicht so wirklich
zeigen, was er sonst alles zu bieten hat.
Das T-Shirt fiel noch, aber die Erkenntnis, dass sich seine Vorliebe für
schwarz-weiße Kleidung auch "drunter" fortsetzte, war
das letzte, was er uns gönnte.
Die Sunshine-Ranch überzeugt übrigens nicht nur durch freundliches
Personal, sondern auch durch eine gute Küche, die sich von McDoof
unter anderem dadurch unterscheidet, dass zum Hamburger Besteck serviert
wird. Und dass die "reifere" Generation auch noch weiß,
wie man damit umgeht ,
bewies uns eindrucksvoll unser Volker.
Und dann war da noch unser Küken Corinna, welches auf den Geschmack
von Smirnoff gekommen war und sich langsam an die zu bewältigende
Menge herantastete
. Sie musste dabei erfahren, dass das Zeug nicht nur das Karussell im
Kopf zum rotieren bringt, sondern auch ganz schön müde macht.
Ihr Pech, dass das Nickerchen unter dem Tisch nicht ganz unbeobachtet
blieb.
Eine Woche
darauf feierte wir bei uns den Geburtstag von Garfield, diesmal in weiser
Voraussicht ohne Stehtische .
Statt dessen bildete sich im Laufe des Abends sowas wie eine Talkrunde,
alle verfügbaren Sitzmöbel standen in einem großen Kreis
und wir lauschten fasziniert dem Bienchen, welches, animiert durch erdbeerhaltige
Getränke, zur absoluten Höchstform auflief. Es ging so weit,
dass sie nur noch den Mund aufmachen mußte, um den nächsten
Lachflash hervorzurufen.
Die zwar seltenen, aber um so trockeneren Kommentare von Asterix dazwischen
waren fast mehr, als unser Zwerchfell verkraften konnte.
Wieder eine
Woche später war Geburtstagsparty bei Guru und noch eine Woche später
bei Bienchen - dann war der November und damit der geballte Feierstreß
endlich vorbei und wir konnten die besinnliche (?) Vorweihnachtszeit einläuten.
Zum Glück war Sylvester nicht mehr weit und wir begrüßten
traditionell das neue Jahr im Kreise der uns ans Herz gewachsenen Stammchattergemeinde
- im neuen Partykeller von Norbert und Mieze.
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