Aus einer Bierlaune heraus entstand die Idee, mal die Geschichte des Chats Revue passieren zu lassen. Ich hab sie aufgegriffen und versucht, alle kleinen und größeren Treffen hintereinander zu bringen. Natürlich war ich nicht überall dabei, deshalb bin ich auf Eure Mithilfe angewiesen. Wer von den Chattern also Lust hat, zu den hier fehlenden Treffen ein paar Zeilen zu schreiben oder noch Ergänzungen hat, kann mir dies per Email zuschicken , ich bau es dann ein. Die Berichte, die nicht aus meiner Feder stammen, habe ich farblich abgesetzt und im O-Ton wiedergegeben. Längere Geschichten bekommen eine eigene Seite. Noch ein Hinweis: Die Ähnlichkeit mit noch bzw. nicht mehr chattenden Personen ist beabsichtigt, ich hoffe, ich bin niemandem zu doll auf die Füße gestiegen . Und jetzt viel Spaß, über Eure Kommentare im Gästebuch würde ich mich freuen.

 

Chatterchronik Teil eins 2000 - 2001

hier gehts weiter mit 2002

Herzflimmern-Party in Monheim - Den Bericht dazu findet Ihr bei Bella

01.12.2000

Mein Internetanschluss steht! Endlich kann ich in aller Ruhe durchs Netz surfen. Irgendwo hab ich den Zettel mit der Adresse von dem Chat, den sie immer Sonntags im Radio ansagen. Da ist er: www.herzflimmern.de, klingt gut. Neugier, Dein Name ist..... ja, wie eigentlich? Ich brauchte einen Nick, aber welchen? Zu mir passen sollte er schon. "Hexe" fiel mir ein, und um diesbezüglichen Fragen aus dem Weg zu gehen, noch das Alter hintendran, fertig. "hexe39" betrat also zum ersten Mal Herzflimmern. Da standen Namen wie, Asterix, Idefix, LittleSheng, Uevie, Hubi und Sweety, die alle eins gemeinsam hatten: Sie begrüßten mich freundlich und halfen mir über die anfängliche Unsicherheit hinweg. Jetzt musste ich mich nur noch entscheiden, ob ich bei der Wahrheit bleiben oder das blaue von Himmel runterlügen sollte, wie das angeblich in Chats so üblich war. Ich entschied mich für die Wahrheit, schließlich hatte ich nichts zu verbergen.
An diesem ersten Abend lernte ich eine ganze Menge: Die Chatter in blau waren Scouts, so eine Art Polizei, die dafür sorgte, dass keine belästigt wurde. Aber der Umgangston war allgemein freundlich, es hatte etwas von Stammtischatmosphäre. Einige schienen sich persönlich zu kennen, es gab sogar Pärchen, die sich hier beim Chatten kennengelernt hatten. Das hieß für mich, dass hier mit offenen Karten gespielt wurde und sich kein 30jähriger beim näheren Hinsehen als 50jähriger entpuppen würde. Und noch etwas lernte ich schnell: Chatten macht arm! Ich musste mir also schnell überlegen, wie ich die Kosten in Grenzen halten konnte. Eine Flatrate musste her und so war auch das Problem gelöst.

Mit jedem Abend, den ich im Chat verbrachte, fühlte ich mich wohler. Es waren meistens die selben Leute da, und fast alle hatten wir eins gemeinsam; eine gescheiterte Beziehung und den Wunsch, Erfahrungen auszutauschen und der Einsamkeit zu entkommen. Hier war immer jemand, der einem zuhörte. Wir waren wie eine große Familie, obwohl wir oft genug gerade mal die Nicks voneinander kannten. Aber auch das sollte sich für mich ändern. Am 26.12.2000 war Herzflimmern-Party in Düsseldorf, dort sollten die Namen Gesichter bekommen. Zu dieser Zeit hatte ich sogar schon meine erste Chatbeziehung, ungeplant und auch ohne glückliches Ende, und so fuhr ich in Begleitung zu der Party.

Nach längerem Suchen hatten wir uns zum Chattertreff vorgekämpft - das waren sie also, die "lichtscheuen Gestalten" von Herzflimmern. An der Bühne gab es Namensschilder von Milka, der Chatchefin, und hier fing auch das knuddeln an, zur Begrüßung, zum Abschied, aber meistens einfach nur mal so zwischendurch. Mit dem Anstecken des Namensschildes begann ein wahres Spießrutenlaufen. Hubi + Sweety, Bienchen, Siggi + Gabi, Rider, Josi, Asterix, Barbara + ACC, Knuddelbär, Lisa, Träumer…..irgendwo da habe ich den Überblick verloren. Fest stand, die waren alle genau so nett und unkompliziert wie ich sie vom Chat her kannte. Und für jeden Spaß zu haben, was Hubi und Bienchen bei den obligatorischen Spielchen auf der Bühne unter Beweis stellten, als sie - mehr laut als schön - gemeinsam in einem Bottich sitzend "Die Wanne ist voll" trällerten.

Nach diesem Abend machte das Chatten noch mehr Spaß, man wusste jetzt bei einem Teil der Leute, wer am anderen Ende sitzt. Dabei kam es allerdings immer wieder vor, dass mich jemand knuddelte und vorgab, mich von der HF-Party zu kennen, an den ich mich nun gar nicht erinnern konnte. Es waren einfach zu viele Gesichter. Mittlerweile weiß ich, dass es nicht nur mir so ging. Bienchen war extra für dieses Treffen aus Leipzig angereist, sie war mindestens genau so überwältigt von dem herzlichen Umgangston wie ich. Sie spielte wohl da schon mit dem Gedanken, nach NRW umzusiedeln und die vielen netten Bekanntschaften dürften ihr den Entschluss nicht eben schwerer gemacht haben.

Meine Urlaubstage nach Weihnachten gestalteten sich in etwa so:
Aufwachen am späten Vormittag, den PC hochfahren lassen, in der Zeit Kaffee aufschütten, kurz ins Bad, Kaffee eingießen und ab an den Schreibtisch. Es hatten ja fast alle Urlaub, und kaum einer verließ den Chat, bevor er nicht vor Müdigkeit mit dem Kopf auf die Tastatur knallte. Meistens waren Asterix, Josi und ich die letzten, die gegen 5 Uhr morgen die Tür abschlossen, bevor die ersten, die arbeiten mussten oder von der Nachtschicht kamen, um halb sieben wieder aufmachten.

Sylvester rückte immer näher und ich fing an, Frust zu schieben. Meine Beziehung war nach Weihnachten in die Brüche gegangen und damit auch unsere gemeinsamen Pläne. Wirklich Lust, unter Leute zu gehen, hatte ich eh nicht, also beschloss ich, mich gemütlich vorm PC zu betrinken, irgendjemand würde schon da sein zum Quatschen. Aber da hatte ich nicht mit der Hartnäckigkeit von Milka gerechnet. Sie hatte beschlossen, dass ich Sylvester bei ihr feiere und ließ keine Ausrede gelten. Also setzte ich mich abends ins Auto, holte zuerst Tiddlmaus ab, die lustigerweise nur ein paar Straßen von mir entfernt wohnte, danach sammelten wir Knuddelbär in Dortmund ein und von dort aus ging's nach Essen. Es war eine nette Runde, die uns dort erwartete, die meisten kannte ich ja schon von der HF-Party. Neu dabei waren lediglich Xena und LittleSheng, unter dem ich mir aufgrund des Nicks nun nicht unbedingt einen 2 Meter großen Kleiderschrank vorgestellt hatte. Dafür sorgte er im Laufe des Abends immer wieder für Heiterkeitsausbrüche, da der Stuhl, auf dem er saß, erbärmlich quietschte. Dieser Quietschton war nun aber dem Geräusch der Türklingel so ähnlich, dass Milka jedes Mal, wenn Sheng sich bewegte, aufsprang und zur Tür rannte in Erwartung neuer Gäste. Nach dem Anstoßen aufs neue Jahr und dem Abebben der Knallerei zogen wir um in eine nahegelegene Kneipe, wo allerdings nicht mehr viel los war, so dass Tiddlmaus und ich uns um halb drei wieder auf den Weg nach Hagen machten. Die Nacht für Hubi + Sweety und ACC + Barbara, die in Essen im Hotel übernachteten, war dagegen noch nicht zu Ende. Überlieferungen von Hubi zufolge malträtierte ACC zu nächtlicher Stunde noch die Zimmertür von Hubi und Sweety, so dass an schlafen erst zu denken war, nachdem Hubi ihn endlich rausgelassen hatte.

Die darauf folgenden Tage fanden erneut fast ausnahmslos im Chat statt, wo ich inzwischen eine recht enge Beziehung zu Asterix und HEXE aufgebaut hatte. Den Beiden konnte ich stundenlang die Ohren voll jammern und sie hörten mir trotzdem noch zu. Asterix ging sogar noch weiter, er setzte sich in Wuppertal ins Auto und kam vorbei. Dabei war ich auf Besuch nun wirklich nicht vorbereitet. Seit Tagen lebte ich von Kaffee und Zigaretten, so dass mir der arme Kerl bei dem Versuch, seelischen Beistand zu leisten, fast verhungert wäre. Damals wusste ich noch nicht, welche Unmengen an Nahrungsmitteln in ihn hineinpassten. Die Chance, sich bei mir satt zu essen, hat er jedenfalls später noch gekriegt und auch genutzt.

Mitte Januar 2001 bekam ich Besuch aus Leipzig. Bienchen hatte sich endgültig entschieden, in die Nähe ihrer Chatfreunde zu ziehen und wollte sich in Solingen eine Wohnung ansehen. Ich hab selten einen Menschen erlebt, der mit so wenig Schlaf auskommt. Abends kamen wir nicht ins Bett, weil wir uns festgequatscht haben - Asterix war auch noch dabei - und morgens um 5 Uhr rumorte das Bienchen schon wieder putzmunter und Kaffee kochend in der Küche. Nach dem Frühstück ging es dann in für uns beide unbekannte Gegenden, ich kannte Solingen auch nur auf der Straßenkarte. Aber Dank Uevie, der das ganze eingefädelt und auch für die Wegbeschreibung gesorgt hatte, landeten wir punktgenau da, wo wir hinsollten - zum Kaffee trinken in Uevies Küche. Bienchen und ich staunten um die Wette, als wir sahen, was in diesem Raum den meisten Platz einnahm: Eine Badewanne Marke Vorkriegsmodell stand breit und behäbig dort, wo in anderen Küchen Einbauschränke stehen. Eine interessante Vorstellung, beim baden immer mal das Essen auf dem Herd umrühren zu können, ohne die Wanne verlassen zu müssen. Nachdem Bienchen die Wohnung dann angesehen und für gut befunden hatte, machten wir uns wieder auf den Weg zu mir, von wo aus sie zur nächsten Station ihrer NRW-Besuchstour startete - zu Nebelguru.

Abends fand ein CT in einem Irish Pub in Hilden statt - hier der Bericht von Asterix:

Nach der Herzflimmern-Party am 26.12.2000 in Düsseldorf war das CT im Irish Pub am 12.01.01 erst das zweite Mal, dass ich diesem lichtscheuen Gesindel *fg* aus den Chat Auge in Auge gegenüber treten sollte. Beim Betreten der Kneipe schaute ich mich suchend um, welche Gruppe denn am ehesten nach Chattern aussah. Nachdem die Leute, die ich zuerst ansprach, bei der Frage nach dem Herzflimmern-Chat in schallendes Gelächter ausbrachen, wusste ich, dass ich am falschen Tisch gelandet war. Doch schon der zweite Versuch war von Erfolg gekrönt und ich traf auf ca. 30 Gesichter, die sich sonst hinter der Tastatur verstecken, von denen ich nur wenige aus Düsseldorf kannte. Es stellte sich heraus, dass man mit den meisten auch ohne Tastatur viel Spaß haben konnte.

Während eines Besuchs bei meiner Chatschwester HEXE kam uns spontan die Idee, mal was in Wuppertal auf die Beine zu stellen. Wir wählten das Brauhaus als Austragungsort, den 26.01.01 als Termin und setzten das Ganze ins Forum. Da wir ganz kurzfristig geplant hatten, konnten wir uns nur überraschen lassen. Also saßen wir an dem Abend ganz gespannt an einem kleinen Tisch mit Blick auf die Tür und musterten gespannt alles, was irgendwie nach Chatter aussah. Ich hatte kleine rote Herzchen aus Pappe ausgeschnitten, die als Namensschilder dienen sollten, diese hatten wir gut sichtbar auf dem Tisch ausgebreitet. Schließlich kannten wir ja längst nicht alle Gesichter. Gefunden haben wir uns letztendlich aber doch und haben uns prima unterhalten. Richtig lustig wurde es, als Richie auftauchte, ein lustiges Kerlchen aus Köln, mit dem Asterix und ich uns schon so manche Nacht im Chat um die Ohren geschlagen hatten. Ich weiß nicht, wie er das schaffte, aber jeder zweite Satz von ihm war ein Brüller, im Chat genau so wie real. Nach kürzester Zeit tat uns alles weh vor lachen. Stefan, im Chat eher einer von der stillen Sorte, bewieß, dass er anscheinend nur nicht mit der Tipseltur um gehen kann, reden konnte er, und das nicht zu knapp. HEXE und ich erweiterten darauf hin kurzerhand seinen Nick auf FrecherStefan. Ich habe also mal wieder einige Chatter etwas besser kennengelernt, was auf kleineren CTs immer besser geht als auf den Großen, und dabei erstmalig festgestellt, dass es durchaus auch hier Individuen gibt, die wirklich kein Mensch braucht.

Die Anzahl der im Chat verbrachten Stunden hatte sich inzwischen etwas reduziert, da wir fast alle wieder arbeiten mussten. Aber der nächste Höhepunkt stand schon vor der Tür: das große Chattertreffen am 10.2.01 in Essen. Milka hatte dafür extra eine ganze Kneipe gemietet, und das war auch gut so. An die 100 Chatter erschienen, so dass ich heilfroh war, wenigstens einen kleinen Teil davon schon zu kennen. Zum Glück gab es auch diesmal wieder Namensschilder. An diesem Abend habe ich einige interessante Feststellungen gemacht:

1. Es gibt Leute, mit denen man im Chat umgeht, als würde man sich schon seit Jahren kennen. Lernt man sie dann aber persönlich kennen, wird es zu einer äußerst peinlichen Nummer, weil man blitzschnell feststellt, dass man sich Auge in Auge außer "Hallo" aber auch gar nichts zu sagen hat.

2. "Eifelknuddeln" (Teilnehmer dieses CTs kennen das) ist eine Form des knuddelns, die bei uns nicht erwünscht ist und einen sofortigen Platzverweis nach sich zieht.

3. Milka, gefüllt mit einer gewissen Menge Alkohol, mutiert beim Abspielen des Liedes "Moskau" unweigerlich zur Tabledancerin, wobei der jeweilige Tanzpartner rein willkürlich gewählt wird. Im Fall Essen war es Sharamon.

4. Wer nicht gewillt ist, sich von 40 - 60 wildfremden Menschen anfassen und knuddeln zu lassen, sollte um CTs dieser Größenordnung einen möglichst großen Bogen machen.

 

Der Wunsch, mehr Zeit mit den Chattern zu verbringen, veranlasste Mona und mich, schon bald darauf ein weiteres Treffen auf die Beine zu stellen, allerdings im kleineren Kreis. Wir reservierten für den 3.3.01 einen Tisch im Lousianna, einer Kneipe in Dortmund, machten einen Eintrag im Forum und warteten auf Resonanz. Und die kam. 18 Leute sagten zu und die meisten erschienen auch tatsächlich. Und diesmal waren es zum größten Teil Chatter, die bisher nicht zu meinen bevorzugten Gesprächspartnern zählten. TipsyLion kannte ich überhaupt noch nicht, aber er war live genauso nett wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Mit Andree, Nele, Garfield und Lollipop hatte ich auch noch nie ausführlicher gesprochen, dazu bot sich in dieser Runde jedoch reichlich Gelegenheit.

10.03.01 2. CT im Irish Pub in Hilden - Bericht folgt

Zwei Wochen später, am 24.03.01, fand das erste Herzflimmern-Bowlingturnier in Düsseldorf statt. Leider hatte ich diesmal keine Zeit, aber zum Glück sollte es nicht das letzte bleiben.

Und wieder vergingen nur 3 Wochen bis zum nächsten CT, welches Ostersamstag in Mönchengladbach stattfinden sollte. In den Wochen zuvor hatte ich die Nerven meiner Zuhörer im Chat stark strapaziert, das endgültige Ende meiner ohnehin wackeligen Beziehung machte mir zu schaffen und ich brauchte jede Menge Trost und Ansprache. In dieser Zeit ist mir Hubi ein echter Freund geworden, der mir nicht nur geduldig zuhörte, sondern mir auch, wenn ich mich zu sehr hängen lies, den Kopf zurechtrückte. Seine Beziehung zu Sweety war ebenfalls kurz vorher gescheitert, er wusste also, wovon er sprach. Auch Garfield, Träumer, Josi und Rider mussten mein Jammern häufig ertragen, sie taten es mit einer bemerkenswerten Geduld. Das CT in Mönchengladbach wollte ich eigentlich sausen lassen, ich hatte mich so schön in meinem Selbstmitleid vergraben, dass mir nicht wirklich nach feiern zumute war. Außerdem mochte ich alleine nicht so weit fahren und fieses Wetter war auch noch. Andererseits sehnte ich mich schon danach, die Leute, die so lieb zu mir waren, wiederzusehen und auf andere Gedanken zu kommen. Vier Stunden vor Beginn der Veranstaltung wusste ich immer noch nicht, was ich tun sollte. Mittlerweile war auch mein Telefon heißgelaufen. Am Ende gab ich mir dann doch einen Ruck, und setzte mich in die S-Bahn nach Mönchengladbach. Die ganze Fahrt über freute ich mich auf die Gesichter, denn ich war bis zum Schluss dabei geblieben, dass ich nicht erscheine. Dementsprechend fiel die Begrüßung dann auch aus und ich hatte den ganzen Abend über das Gefühl, dass sie sich mit meiner "Betreuung" abwechselten; irgendjemand war immer an meiner Seite, wenn meine Laune zu kippen drohte . Selbst Garfield, der sich sonst bei CTs immer eher im Hintergrund hielt, wich zeitweise nicht von meiner Seite. Dabei war ich nicht mal die Einzige, die Probleme wälzte, auch andere hatten mit Beziehungen, die im Chat entstanden waren, Schiffbruch erlitten, so dass wir uns gegenseitig trösten konnten.

Aber es gab auch Erfreuliches: Andree und Bienchen tauchten zum ersten mal als glücklich verliebtes Paar auf , lange genug hatte Andree schließlich auch warten müssen. Und dann waren da noch NorbertL'feld und Mieze, ein immer gut gelauntes Pärchen, die mir auf Anhieb sympathisch waren. Bei den beiden war es keine Chatliebe, sie hatten sich noch auf "normalem" Wege kennen gelernt. Vampy besuchte ihr erstens und gleichzeitig letztes CT, hier stellte sich heraus, dass Sie zu den Menschen gehörte, die zum Kommunizieren eine Tastatur benötigen . Es ist halt noch lange nicht jeder im Stande, sich im realen Leben so frei zu äußern wie anonym vor dem Bildschirm. Leider hat sie sich danach aber auch aus dem Chat zurückgezogen.
Zu später Stunde fing es an zu schneien und ich machte mir langsam Gedanken, wie ich nach Hause kommen sollte. Träumer, der mich eigentlich mitnehmen wollte, war gar nicht erst erschienen. Mein Rettungsanker hieß also wieder einmal Asterix. Er kutschierte mich sicher durchs Schneegestöber und unterwegs kauten wir noch mal ausgiebig alle Neuigkeiten durch, die dieser Abend reichlich beschert hatte.

 

In den nächsten Tagen ging es Schlag auf Schlag. Am Tag nach dem CT lud mich Josi für Mittwochs zum Apfelkuchen essen nach Viersen ein. Wo um alles in der Welt lag Viersen? Ich hatte keine Ahnung, aber wozu gab es Straßenkarten. So eine weite Strecke war ich noch nie alleine gefahren, aber Lust hatte ich schon, Zeit auch und ein gemütlicher Nachmittag mit Hubi, Josi und Garfield klang verlockend.
Zu Garfield hatte sich seit dem Gladbacher CT ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt und da er während der Nachtschicht nicht chatten konnte, bombardierten wir uns gegenseitig mit E-Cards. Ich freute mich darauf, ihn wieder zu sehen, vielleicht würde mir ein kleiner Flirt ja gut tun. Dazu sollte es aber erst mal nicht kommen, denn die Unterhaltung bei Kaffee , Apfel- und Maulwurfkuchen bestritten überwiegend Josi, Hubi und ich. Garfield war wieder genau so zurückhaltend und wortkarg, wie ich ihn kennen gelernt hatte. Auch die Verabschiedung fiel recht kühl aus, was mich aber nicht weiter störte. Zum ersten stand mit der Sinn noch nicht nach neuen Komplikationen, außerdem trennten uns 80 km und er war auch rein äußerlich überhaupt nicht mein Typ. Trotzdem flogen auch in der kommenden Nacht die E-Cards hin und her und er entschuldigte sein Verhalten damit, dass er nicht ausgeschlafen hätte. Die Unterhaltung wollten wir am Samstag nachholen, denn da hatte ich ihn zum Lasagneessen eingeladen.

Tagsüber im Chat verschwanden wir immer häufiger im Dialog , was den neugierigen Herrschaften um uns herum natürlich nicht lange verborgen blieb. Genau das hatten wir beabsichtigt: Die Gerüchteküche mal so richtig zum brodeln zu bringen. Ab und zu mal ein paar Andeutungen im offenen Raum und die Fantasie einiger Damen schlug Purzelbäume. Uns brachte niemand miteinander in Verbindung, aber dass bei Garfield irgendwas im Busch war, stand für sie schnell fest. Von da an standen wir unter einem Dauerbeschuss von Fragen, die nur einen Inhalt hatten. In wen hatte Garfield sich verliebt und wann? Ich musste haarklein Bericht erstatten, welche Singlefrauen passenden Alters beim CT in Mönchengladbach waren, ob er sich mit einer von Ihnen länger unterhalten hätte und ob ich nicht doch irgendwas genaueres wüsste. Wir bissen mittlerweile vor Lachen in die Tastatur, schürten das Feuer aber fleißig weiter. Als er verlauten ließ, er würde kein Wort mehr ohne seinen Anwalt sagen, betrat prompt Tine als "KatersAnwalt" den Chat, allerdings ebenfalls ohne Erfolg. Wir steigerten uns immer weiter in die Sache hinein und auch die E-Cards wurden in der folgenden Nacht etwas gewagter. Die Rubriken "Grüße" und "Freundschaft" hatten wir durch, "Liebe" war tabu, also bewegten wir uns auf dem schmalen Grad dazwischen. Jetzt flirteten wir also doch!

Die Spannung im Chat stand kurz vorm platzen, aber außer Andeutungen bekam niemand etwas aus uns heraus. Am Freitag spielten wir das Spielchen munter weiter, bis Garfield nachmittags zu einem Termin musste. Da merkte ich auf einmal, dass ich ihn vermisste. Wir waren uns durch diese Heimlichtuerei so vertraut geworden, dass mir das chatten ohne ihn überhaupt keinen Spaß mehr machte und ich nur noch einen Gedanken hatte: Ich wollte ihn sehen, und zwar heute noch und nicht erst morgen. Die Zeit bis zu seiner Rückkehr zog sich endlos hin und als er dann endlich wieder im Raum war, wusste ich nicht, wie ich an eine Einladung von ihm kommen sollte. Ich wusste, das er an diesem Abend zu Hause bleiben musste, aber ich hatte ja Zeit und hätte ihn besuchen können. Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis bei ihm endlich der Groschen fiel und er mich ganz erstaunt fragte, ob ich denn wirklich nach Köln fahren wollte. Na endlich! Wenn ich noch im hellen ankommen wollte, wurde es jetzt höchste Zeit.
Ungefähr auf halber Strecke setzte langsam mein Verstand wieder ein. Was zum Teufel tat ich hier eigentlich? Außer Garfield wusste keine Menschenseele, wo ich war, ich fuhr zu einem Mann nach Hause, den ich kaum kannte, an Leichtsinn war das ja wohl kaum zu überbieten. Zudem war ich gerade 2 Wochen wieder Single, er war vier Jahre jünger als ich, wohnte viel zu weit weg..... aber ich fuhr trotzdem weiter und kam so eben noch vor Einbruch der Dunkelheit bei ihm an. Nachdem wir kurz im Chat das Geheimnis gelüftet hatten, redeten wir den ganzen Abend und die halbe Nacht, die Heimfahrt verschob ich auf Samstag und nachdem er den folgenden Abend bei mir verbracht hatte, gab es kein zurück mehr.

Unseren ersten gemeinsamen Auftritt hatten wir bereits am nächsten Tag. Susann kam aus dem Urlaub zurück. Hubi wollte sie abholen und anschließend mit ihr in Hilden Eis essen gehen. Die Idee gefiel uns, und nicht nur uns. Amor + Yassi, Norbert + Mieze, Sunny, Josi und Nebelguru hatten ebenfalls Appetit auf Eis und so wurde daraus ein kleines Spontan-CT, bei dem uns erstmalig klar wurde, dass Guru ohne sein Handy nur ein halber Mensch war.

Die Planung für den Tanz in den Mai übernahm Susann, sie besorgte Karten für die Hildener Stadthalle. In einer Gruppe von ungefähr 25 Leuten betraten wir abends den Saal und waren erst mal sprachlos. Mit unserem Auftreten hatten wir auf einen Schlag den Altersdurchschnitt um 20 Jahre gesenkt. Wie hätten wie auch ahnen können, dass hier hauptsächlich die Hildener Seniorenriege das Tanzbein schwingen wollte. Unserer guten Laune tat das jedoch keinen Abbruch, zumal die Musik ganz nach unserem Geschmack war. Nebelguru stand noch - natürlich per Handy - in Verhandlungen mit Susi, die er unbedingt kennen lernen wollte. Nach längerem hin und her teilte er uns freudestrahlend mit, dass sie in Kürze erscheinen würde. Wir freuten uns für ihn, denn nachdem sie ihm im Chat erzählt hatte, sie läge nach dem Duschen mit dem Laptop auf dem Bett und föne ihre Haare, war seine Fantasie mit ihm durchgegangen und er sprach von nichts anderem mehr. Dass Wunschdenken und Realität jedoch oft nichts miteinander zu tun haben, musste Guru kurze Zeit später erfahren. Susi entpuppte sich als liebes Mädchen mit einem durchaus hübschen Gesicht, das aber mit dem, was Guru sich zusammengeträumt hatte, aber auch nicht das geringste gemeinsam hatte.
Norberts Interesse galt währenddessen jemand ganz anderem: Torsten34 (ohne h), ein Chatneuling, hatte sich unserer Gruppe angeschlossen und sichtlich Gefallen am Mieze gefunden. Er wich ihr kaum von der Seite und Norbert beobachtete die Szenerie - äußerlich ganz gelassen - von weitem. Während der gesamten Tanzveranstaltung baggerte Torsten munter weiter und Mieze ließ ihn schmunzelnd gewähren. Um ein Uhr war die Party zum Missfallen aller plötzlich zu Ende, da wir aber noch in Feierlaune waren, beschlossen wir, in den Irish Pub umzuziehen. Auf dem Weg dorthin ging Torsten dann den Schritt zu weit, auf den Norbert den ganzen Abend gewartet hatte. Dass für Torsten der Abend nicht mit einem blauen Auge endete, hat er, soweit ich mich erinnern kann, einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass der Abend einfach zu schön war für ein solches Ende. Ein nettes Erlebnis bekam ich noch von Asterix nachgeliefert: Von Hilden gab es um diese Uhrzeit (ca. 1:30 Uhr) nur eine Zugverbindung mit Umweg über Düsseldorf und Pusemuckel nach Wuppertal, mit der ich ca. 5 (FÜNF!!!) Stunden unterwegs gewesen wäre. Deshalb haben mich Barbara und ACC spontan eingeladen, bei ihnen in Köln zu übernachten, was ich dankend angenommen habe. So musste ich zwar am nächsten Tag mit dem Zug von Köln nach Wuppertal, aber das war mir lieber als nachts fünf Stunden im Zug zu sitzen und das Um- und Aussteigen zu verschlafen.

Am 19.5.01 hatten wir ein straff organisiertes Programm zu bewältigen. (inzwischen hatte sich eine Gruppe von 15 - 20 Leuten zusammengefunden. Wir waren alle ziemlich von Anfang an dabei und verstanden uns auch außerhalb des Chats so gut, dass wir viel gemeinsam unternahmen)
Morgens hatte Hubi zum Frühstück eingeladen, Kaffee und Kuchen sowie die Konferenzschaltung des letzten Bundesliga-Spieltages, an dem Bayern München so lange nachspielen durfte, bis sie schließlich doch noch vor Schalke 04 deutscher Meister wurde, gab es bei Garfield und abends zogen wir weiter zu Barbara, die ihren Geburtstag nachfeierte.

Der nächste Geburtstag stand am 30.5.01 an. Diesmal traf es Amor. Es war allerdings an einem Mittwoch, und da er weit ab vom Schuss am Möhnesee wohnte, hatte er keine Feier geplant. Dachte er! Yassi war eingeweiht und hatte heimlich alles vorbereitet. Und so trafen sich Andree und Bienchen, Josi und Rider, Barbara und ACC, Asterix, Garfield und ich an der Raststätte Haarstrang auf der A 44, um mal eben zum gratulieren nach Körbecke zu fahren. Leise schlichen wir die Treppen hinauf, gruppierten uns vor der Wohnungstür und klingelten. Es gibt Gesichter, die vergisst man nie wieder. Das von Amor beim öffnen der Tür gehört unbedingt dazu. Er murmelte noch etwas, das so ähnlich klang wie "Ihr seid ja alle bescheuert", bevor ihm die Stimme versagte. Er hat sehr, sehr lange gebraucht, um zu verstehen, warum ein Haufen Leute mitten in der Woche eine Strecke von 100 - 200 km zurücklegt, um einen Geburtstag zu feiern.

Mit dem Ansteigen der Außentemperatur wurde die Idee geboren, ein Freiluft-CT zu veranstalten. Ideal für diesen Zweck erschien der Zeltplatz am Unterbacher See bei Düsseldorf, da wir ja immer bestrebt waren, die Orte so zentral wie möglich zu wählen. Anfang Juni war Pfingsten, das hieß langes Wochenende und war somit der ideale Zeitpunkt.
Der Aufbau der Zelte fand am Freitag nachmittag statt, das Equipment reichte vom Miniaturzelt bis hin zum Partyzelt von TipsyLion, in dem mühelos alle Teilnehmer Platz fanden. Jeder hatte etwas leckeres zu essen oder zu trinken mitgebracht, Hubi und Jule hatten ihre Klampfen dabei, so dass es ein richtig zünftiger Abend wurde. Leider konnten wir die Nacht nicht dort verbringen und so erfuhren wir erst bei unserer Rückkehr am Samstag, dass die umgesägten Bäume im Umkreis auf das Konto von ACC gingen , weshalb sein Zeltnachbar Asterix unter erheblichem Schlafdefizit litt.
Bei allem hatten wir nur einen nicht auf der Rechnung gehabt, und das war Petrus. Er versorgte uns ab Samstag mittag mit Dauerregen , den wir anfangs noch mit Humor, später mit zunehmendem Missmut zu Kenntnis nahmen.Trotz des ungemütlichen Wetters bekamen wir mittags Besuch von Amor. Aber nicht etwa vom Parkplatz des Campingplatzes aus zu Fuß, wie es für Besucher vorgesehen war - nein, unser Amor fand Mittel und Wege, dem Pförtner klarzumachen, dass er dringend mit dem Auto zu uns müsste. Man muss nur argumentieren können. Kurze Zeit später hatten dann aber doch alle genug davon, wie die Heringe in Tipsys Großraumzelt zu sitzen und MauMau zu spielen. Langsam bahnte sich nämlich das Wasser auch seinen Weg unter dem Zelt hindurch und kalt war es außerdem. Ich guckte mich nach etwas zum zudecken um und Xena bot mir ihren Mumienschlafsack an. WerderFisch verstand, wie immer, nur die Hälfte und brüllte aus seiner Ecke am anderen Ende: "Wer hat ne Mumie im Schlafsack?" Die Anrede "Mumie" hör ich mir von ihm bis heute noch an, selbst beim Bund schaffen sie es einfach nicht, aus ihm einen ernsthaften Menschen zu machen. *gg* Mit vereinten Kräften bemühten wir uns kurz danach, die durchweichten Zelte abzubauen und halbwegs tropfsicher zu verstauen. Nachdem alle Autos beladen waren, trennten sich unsere Wege; der Teil, der die Nase so voll hatte, dass er nur noch nach Hause in die heiße Badewanne wollte, verabschiedete sich, das Häuflein der Aufrechten, das übrig blieb, machte sich auf den Weg zu Milka und feierte dort im trockenen weiter.

Wer jetzt denkt, von Treffen an der frischen Luft wären wir erst mal bedient, der irrt. Schon ein Wochenende später, am 9.6.01, wagten wir es erneut und diesmal spielte auch das Wetter mit. Amor hatte in einem Nest irgendwo am Möhnesee einen Fußballplatz organisiert und seit Tagen gab es im Chat kein anderes Gesprächsthema mehr. Geplant war ein Spiel Männer gegen Frauen, Bienchen träumte schon nachts von Blutgrätsche und Manndeckung, aber mit jedem Tag sank die Zahl der Damen, die bereit waren, diesen Spaß mitzumachen. Eine faule Ausrede jagte die andere - Frauen haben ja ein ansehnliches Repertoire an Gründen, keinen Sport treiben zu können - so dass nur noch Bienchen, Xena, Gabrielle, Honey und ich übrig blieben. Wir beschlossen, die Mannschaft mit unseren Kids aufzufüllen, die begeistert mitmachten. Die Zuschauerränge waren gut gefüllt, amüsieren wollte sich auch alle die, die sich zum mitspielen nicht in der Lage fühlten.
Professionell ausstaffiert liefen wir unter dem Beifall des Publikums auf und Schiedsrichter ACC pfiff das Spiel an. Wie lang so ein Fußballfeld ist, merkt man immer erst dann, wenn man es selbst ein paar mal rauf und runter gelaufen ist. Sheng im Tor der Männer erwies sich als schier unüberwindbares Bollwerk, während Werderfisch sich in unserem Kasten zwar die größte Mühe gab, aber aufgrund der zu klein geratenen Abwehrreihen doch den einen oder anderen Treffer kassierte.
In der heiß ersehnten Halbzeitpause haben wir die Mannschaften ein wenig durchgemischt, um die Chancengleichheit wenigstens etwas herzustellen. Das hatte zu Folge, dass nun auch LittleSheng ab und zu gefordert wurde, wobei er sich auf dem Kunstrasen ziemlich übel die Pelle von den Beinen rasierte. Aber er hielt tapfer humpelnd bis zum Schluss durch. Durchgehalten haben wir übrigens fast alle, auch wenn sich mit zunehmender Spielzeit die fehlende Kondition bei den meisten bemerkbar machte. Es sollte ja sowieso just for fun sein, auch wenn das einige wenige der Herren gelegentlich vergaßen und etwas hart zur Sache gingen. Man kam sich jedoch auch auf andere Art näher: Andree testete eine neue Variante der Manndeckung an Garfield und was Cocktail beim anschließenden Duschen in der Männerkabine mit seiner Seife vorhatte, ist mir nur aus Erzählungen bekannt und keineswegs druckreif.
Nach Beendigung des sportlichen Teils gingen wir auf dem Campingplatz von Körbecke zum gemütlichen Teil über. Wir plünderten Körbe und Kühltaschen und ließen uns Grillwürstchen, Salate und Kuchen schmecken. Irgend jemandem fiel zwischendurch auf, dass Matty und Markus, die mit ihren
Motorrädern ziemlich geräuschvoll am Fußballplatz aufgetaucht waren, fehlten. Das heißt, sie fehlten nicht wirklich, sie waren einfach nicht da. Besonders Markus war sich auf seiner Maschine eine Spur zu wichtig vorgekommen und dieses Imponiergehabe mochten wir gar nicht. Wahrscheinlich hatten sie das gemerkt und deshalb eine andere Richtung eingeschlagen. Matty tauchte einige Zeit später aber doch noch auf - alleine. Der arme Markus hatte sich mit seinem Motorrad auf die Backen gelegt und ließ sich entschuldigen. Ihm war nichts passiert, nur sein Spielzeug war leider nicht mehr fahrtüchtig. Schade aber auch.
Erst lange nach Einbruch der Dunkelheit löste sich die gemütliche Runde langsam auf und die, die nicht die Nacht vor Ort im Zelt verbrachten, machten sich auf den Heimweg.

Ein kleineres Treffen fand 2 Wochen später im Brauhaus Früh in Köln statt. Mit von der Partie war diesmal neben Tipsy, Milka, Sunny, Werderfisch, Norbert und Mieze und uns beiden nach langer Zeit mal wieder Lollipop, der uns einen Gast aus den USA mitbrachte. Becky war hier zu Besuch und fühlte sich in unserer lustigen Runde sichtlich wohl. Abschließend machten wir noch einen Bummel durch die Kölner Altstadt, in der um diese Jahreszeit benahe südländische Atmosphäre herrschte.
Tipsy und Milka hatten ihr Nachtlager bei uns aufgeschlagen, wir traten die Heimfahrt per S-Bahn also gemeinsam an. Für Milka wurde jedes Ruckeln der Bahn zur Qual, nur leider war die nächste erreichbare Toilette bei Garfield zu Hause, was noch einen ca. halbstündigen Weg bedeutete. Ihre ebenfalls leicht bis mittelschwer alkoholisierten Begleiter zeigten nicht wirklich Mitleid, sondern hatten einen Heidenspaß. Wir mussten ja nicht! Dass wir auch noch eine Haltestelle zu früh ausgestiegen sind und dadurch etwas weiter laufen mussten, war übrigens wirklich ein Versehen.

Am darauf folgenden Wochenende feierten wir, diesmal wieder im Stammchatterkreis, den Geburtstag von Norbert.Irgendwann in diese Zeit fiel auch der Crash des Chats; plötzlich kam kaum noch jemand mit seinem passwortgeschützten Nick in den Chat und es herrschte ein heilloses Chaos. Niemand wusste mehr, ob der Chatter am anderen Ende auch wirklich der war, für den er sich ausgab. Schließlich kam es immer mal wieder vor, dass Leute versuchten, Unfrieden zu stiften und den Chat aufzumischen. Da die Scouts ohne Passwort ihrer Kickfunktion beraubt waren, war momentan also Polen offen. Wir entwickelten eine regelrechte Geheimsprache, an der wir erkennen konnten, wer echt war und wer nicht. Ich loggte mich alternativ als "hexchen" ein, da mich die meisten eh so nannten und blieb auch dabei, nachdem die Probleme aus der Welt waren.

07.07.01 CT in der Tanzschule Kächele in Opladen - Bericht von Asterix

Relativ neu im Chat, aber mutig genug, ein CT zu veranstalten, war MarkusOP. Er war Tanzlehrer in einer Tanzschule in Opladen und der Meinung, das sei ein geeigneter Ort, viele Leute unterzubringen. Er wählte einen Samstag, an dem dort auch ein Tanztee stattfand. Markus hatte extra für die Chatter eine riesige Sitzecke reserviert. Die Resonanz auf seine Einladung hielt sich jedoch mit sieben Personen sehr in Grenzen, so dass wir in der großen Plüschlandschaft sehr verloren wirkten, was jedoch der guten Laune keinen Abruch tat.
Da auch der Tanztee mit sechs oder acht Leute nicht besonders gut besucht war, wurden die Dirty Dancer kurzerhand vor die Tür gesetzt, die Tanzschule geschlossen und wir machten uns auf den Weg in eine nahegelegene Kneipe. Dieser Entschluss erwies sich als gute Wahl.
Zu dieser Zeit mussten die meisten Kneipen noch um 1 Uhr schließen und wir verspürten keinen großen Drang, die nette Runde schon aufzulösen. Da durchgesickert war, dass es mir an Tanzerfahrung noch sehr mangelte, wurde beschlossen, wieder zurück zur Tanzschule zu gehen und mir Privatunterricht zu erteilen. Ich muss gestehen, ich habe selten soviel Spaß gehabt und das ganze dauerte noch bis in die frühen Morgenstunden. Seitdem kennt man mich in Chat auch unter dem Nick "Travoltix".

Für den 14.07.01 hatte Asterix ein Eckchen für uns in der Sunshine-Ranch in Wuppertal reserviert. Er kannte die Kneipe und wusste, dass man dort gut essen und bei schönem Wetter auch im Biergarten sitzen konnte. Die Möglichkeit fiel zwar wegen Regens aus, aber drinnen war's auch gemütlich. Wir waren etwas früher gefahren, um noch in Ruhe was essen zu können. Asterix, Milka und Schmal hatten die gleiche Idee gehabt, und somit hatten wir schon mal zwei der drei Tische besetzt. Später mussten wir auch die an die Wand rücken, um alle wenigstens einigermaßen Platz zu haben, denn es wurde voll - sehr voll. Auf einen solchen Ansturm waren weder Asterix noch die Besatzung der Kneipe vorbereitet; der für uns vorgesehene Platz reichte nicht annähernd und so mussten auch die übrigen Gäste ein wenig zusammenrücken. Es waren aber auch wirklich fast alle da, die zu der Zeit halbwegs regelmäßig im Chat waren. Das Fass Bier, für das wir am Anfang zusammengelegt hatten, war ruckzuck leer, Tipsy wollte es nicht glauben und versuchte, halb unter dem Hahn liegend, wenigstens noch ein paar Tropfen abzukriegen. Milka lief zur Höchstform auf, als aus den Boxen "Moskau" schallte. Am nächsten bei ihr stand diesmal Asterix, also musste er mit ihr auf den Tisch. Es wurde ein langer Abend, keiner hatte so richtig Lust, nach Hause zu fahren.
Dabei war ein Teil von uns am nächsten Morgen schon wieder bei Mona zum Geburtstags-Frühstück eingeladen. Unausgeschlafen, aber halbwegs pünktlich waren wir zumindest schon mal in Bergkamen, aber da nutzte uns auch die Wegbeschreibung nichts mehr, weil wir vergebens den Namen der Straße suchten, in der Mona wohnte. Ich las immer nur was von Ägypten, aber auf die Idee, dass jemand im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ein Straße so nennen könnte, wäre ich in 10 Jahren nicht gekommen. Ein Anruf bei Mona brachte Licht ins dunkel und wir landeten doch noch am Frühstückstisch - in Ägypten.
Zu erzählen hatten wir uns nach dem vorangegangenen Abend ja genug und so wurde aus dem angekündigten Frühstück eine Sitzung, die erst am späten Nachmittag endete. Darauf war nun wieder Mona nicht vorbereitet, aber improvisieren ist eine unserer leichtesten Übungen und auch in Bergkamen gibt es Bäckereien, die Sonntags Kuchen verkaufen. Eine davon plünderten Tipsy und Garfield, so dass wir auch nachmittags nicht hungern mussten. Zumal ja auch Asterix dabei war, der, wie ich aus Erfahrung wusste, regelmäßig gefüttert werden wollte. Für zwischendurch lud der Kirschbaum vor Monas Balkon zum naschen ein, alle erreichbaren Zweige wurden gnadenlos geplündert und dass Tipsy nicht dabei vom Balkon gefallen ist, grenzte an ein Wunder. Mausi fütterte Asterix also zwischen den Mahlzeiten mit Kirschen, was er dankbar annahm.

Am letzten Juliwochenende gab es dann ein "Kiddie-CT" im Krebelshof in Köln, dessen Planung Garfield und ich übernommen hatten. Da ein nicht unerheblicher Teil der Chattergemeinde mit Nachwuchs gesegnet war und sich die Kids zum Teil schon vom Fußballturnier kannten, hatten wir diesmal diese Variante gewählt. Natürlich waren auch kinderlose Chatter herzlich willkommen. Und sie erschienen wieder einmal zahlreich.Dem Jungvolk hat es gefallen, dem älteren Semester nicht weniger, was bei einem sonnigen Nachmittag im Biergarten auch nicht anders zu erwarten war.

Am 18.08.01 feierten wir den Geburtstag von Asterix und eine Woche später, am 25.08., stieg die erste große Poolparty bei Nebelguru im Garten. Es war das letzte warme Wochenende in diesem Jahr, das Wasser hatte Badewannentemperatur und alles, was Rang und Namen hatte, war wieder einmal erschienen, so dass der Garten fast aus allen Nähten platzte. Hubi trug zur Feier des Tages eine entzückende, grün-weiß gestreifte (Bade?-)hose, die ihm ein wenig das Aussehen von Obelix verlieh. Dass die Hose nach dem Kontakt mit Wasser nicht mehr wirklich blickdicht war, sei nur am Rande erwähnt. Nun ist Spaß ja eine Sache, über die man geteilter Meinung sein kann und so fanden es nicht alle Chatter lustig, direkt an der Tür von Norbert und seinen Mitstreitern überfallen und vollständig bekleidet in den Pool geworfen zu werden. Die nassen Klamotten zierten nach und nach den kompletten Gartenzaun, trockneten bei dem Wetter jedoch relativ schnell und wer dumm genug war, sie direkt wieder anzuziehen, konnte Pech haben, dass sich das Spielchen prompt wiederholte. Mona gehörte zu denen, die es selbst da noch mal erwischte, als die Chance, die Klamotten noch mal trocken zu kriegen, schon gegen null ging. Sie pumpte sich also kurzerhand Hose und Schalketrikot von Guru und musste den Rest des Abends die Hose festhalten, um nicht im Freien zu stehen.
Einige der neueren Chatter hatte sich allerdings für das Ereignis so hübsch angezogen, dass selbst Norbert es nicht übers Herz brachte, sie ins Wasser zu werfen. Wer wusste schon, ob die blauen Kniestrümpfe nicht vielleicht einlaufen würden. Das Büffet bestand wie immer aus Mitbringseln der Chatter. Mausi steuerte Känguruhbutter bei, was immer es auch war, es schmeckte unglaublich lecker. Das Schöne an unseren Treffen war bisher die Tatsache gewesen, dass, selbst nach reichlichem Alkoholgenuss, noch nie jemand unangenehm aufgefallen war. Das blieb an diesem Abend leider nicht so, aber da es sich hier um eine Einzelperson handelte, wurde der Versuch zu stänkern und sich anschließend auch noch volltrunken ins Auto zu setzen, im Keim erstickt. Die Sympathien in unserer Runde verscherzt man sich mit so einem Verhalten übrigens nachhaltig.

Am 01.09.01, war der Termin für unseren Umzug. Wir hatten eine schöne Wohnung in Worringen gefunden, ich hatte in Hagen alles Nötige geregelt und war bereit für einen Ortswechsel. Garfield zog ja nur ein paar Straßen weiter. Das Streichen der Wände hatte zum größten Teil Amor übernommen und die Resonanz auf unseren Eintrag im Forum, in dem wir den Unzug angekündigt hatten, war überwältigend. Rider besorgte uns kostenlos einen LKW, in den mein kompletter Hausstand hineinpasste, die empfindlichen Geräte transportierte Volker mit seinem Bulli und die Unmenge an Chattern, die sich zum Helfen angesagt hatte, kriegten wir kaum aufgeteilt. Die Bewohner des nördlichen Teils von NRW trafen sich bei mir in Hagen, der Rest half Garfield in Köln und stand parat, als der LKW vorfuhr. Es waren Gesichter dabei, die hatte ich noch nie gesehen.
Einen Teil der Helfer aus Hagen hatte ich nach dem Einladen direkt nach Hause geschickt, nachdem ich gehört hatte, wer in Köln noch alles auf uns wartete. Da die neue Wohnung im ersten Stock lag, konnten wir sämtliche Möbel über den Balkon reichen, was die Sache ungemein vereinfachte. Als der LKW leer war, kamen die Möbel von Garfield an die Reihe, wobei Norbert ein kleines Missgeschick passierte. Er "verlor" die Tüte mit den Schrauben von Garfields Wohnzimmerschrank, ohne die dieser sich leider nicht wieder aufbauen ließ . Ich hatte mir eh bis zum Schluss den Kopf zerbrochen, wo wir ihn hinstellen sollen, er paßte einfach an keine Wand mehr. Außerdem war das Teil vor Hässlichkeit schon fast wieder schön, aber Garfield ließ sich erst davon überzeugen, als Norbert ihm rundheraus erklärte, er könne ihn nicht mehr aufbauen und er wolle es auch gar nicht.
Meine Freunde Manfred und Kathrin, die sich um den Ab- und Aufbau der Hagener Schränke kümmerten, kriegten das Kunststück fertig, zwei Einmeterschränke an einer Wand von 1,98 m aufzustellen. Bei so vielen helfenden Händen waren wir viel früher fertig als geplant und konnten unsere Heinzelmännchen in den wohlverdienten Feierabend entlassen.

Von uns allen unbemerkt bahnte sich in diesen Tagen eine neue Lovestory an. Hubi und Bea hatten bereits nach wenigen Abenden im Chat das Bedürfnis, sich auch persönlich kennen zu lernen. Da Hubi am 06.09.01 Besuch von Josi zum Kaffee trinken bekam, lud er kurzerhand auch Bea dazu ein. Sie setzte sich mit einer mindestens ebenso großen Portion Leichtsinn ans Steuer wie ein paar Monate zuvor ich. Schließlich hatte sie weder Hubi noch Josi jemals vorher gesehen und sie ließ als Krönung auch gleich noch ihr Handy im Auto. Hubi stand mit offenem Mund in der Tür, als Bea um die Ecke bog und das erste, was er von ihr zu hören bekam, war "Hubi, mach den Mund zu" . Damit war das Eis gebrochen und beide warteten eigentlich nur noch darauf, dass sich Josi endlich verabschiedete; sie hatten sich ja noch so viel zu erzählen.

Am 07.09.01 war ein CT im Pflaumenbaum in Bochum. Hierzu der Bericht von Asterix: Zu diesem CT waren etwa 20 Leute erschienen. Hier lernte ich Heike (Pikdame) eigentlich erst kennen, nachdem wir uns auf der Poolparty nur kurz begrüßt hatten. Vom Pflaumenbaum zog der harte Kern dann noch ins Bermudadreieck. Beim anschließenden Treffen im Chat trafen wir dann auf Uwe. Keiner kannte Uwe bisher, aber wir haben uns dann einfach mal spontan für den 29.09.01 bei ihm zum Pizzabacken eingeladen.

Das Wochenende nach unserem Umzug stand ganz im Zeichen des Sommerfestes von Radio NRW in Oberhausen. Eingeladen waren auch die Scouts des Herzflimmern-Chats, die dieser Einladung natürlich gerne folgten. Für das leibliche Wohl war ebenso gesorgt wie für Live-Musik von den It Girls, Jack Raddix und Aiman und die Möglichkeit, unsere sportliche Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, hatten wir auch. Wir ließen uns zu lebenden Kickerfiguren degradieren und Hubi und Nebelguru verwandelten sich vor unseren Augen in Sumo-Ringer, die sich spannende Kämpfe lieferten, aus denen Guru als knapper Sieger hervorging . Wir haben ja so gelacht! Abends fand noch eine Zirkusvorstellung statt, in der wieder Hubi aktiv mitwirken durfte. Mit einer Möhre im Mund stellte er sich mutig als Zielscheibe für die Messerwerfer zur Verfügung, überstand aber zur großen Erleichterung aller auch dieses Abenteuer unversehrt.
Schließlich wollten wir ihm am nächsten Freitag seinen Geburtstag mit einer Überraschungsparty versüßen. Hier trat zum ersten Mal Bea in Erscheinung, diesmal noch dezent im Hintergrund, von wo aus sie den verrückten Haufen in Ruhe beobachten konnte. Ebenfalls Premiere an diesem Abend hatte Pikdame, die neue Freundin von Asterix, der das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam . An diesem Abend entdeckten wir die gemeinsame Liebe von Amor und Hubi zu Barbiepuppen, die von uns natürlich bis zum Äußersten ausgeschlachtet wurde.

Am nächsten Abend machten wir uns auf den Weg zum zweiten Bowlingturnier nach Düsseldorf zu Cosmo-Bowling. Wir hatten sieben Bahnen reserviert, und die brauchten wir auch, obwohl längst nicht alle der Anwesenden vorhatten, auch die Kugel zu schwingen. Wir hatten auf Bahn 6 eine Superbesetzung: Hubi, Asterix, Volker, Rabbit, Andree und ich, später bekamen wir noch Verstärkung von Pikdame. Volker hatte weder Kosten noch Mühen gescheut und einheitliche T-Shirts für uns bedrucken lassen, so dass wir zumindest den Schönheitspreis schon sicher hatten. Aber der wichtigste Preis an diesem Abend war noch zu vergeben - die Wahl zum Boxenluder stand an. Wir nomierten wie wild und als die Auserwählten dann unten auf dem Tresen standen, stellte sich heraus, dass unser Schmal der einzige Mann unter lauter Frauen war. Entschieden wurde die Wahl durch die Lautstärke des Publikums beim Aufrufen der Namen, und da war schnell klar: Schmal war nicht zu schlagen, er war unser Boxenluder und nahm mit stolzgeschwellter Brust den Preis entgegen. Seitdem hat er in unserem Chat Kultstatus. Nach dem das Bowlen beendet war, wechselten wir in die Bar des Bowling-Centers, wo die Sieger des Turniers gekürt wurden. Anschließend durfte geklönt, getrunken und getanzt werden und so ging auch dieser Abend fröhlich zu Ende.

Drei Wochen später, am 05.10.01, wurden unsere fleißigen Umzugshelfer mit einer Einweihungsparty belohnt. Zum Glück war unsere neue Wohnung groß genug, um dem Ansturm gewachsen zu sein. Wir hatten ein paar Stehtische besorgt, an denen sich, wie immer, die meisten Leute aufhielten. Nun sind diese Dinger ja nicht die allerstabilsten, das mußte leider auch Rider erfahren. Er hatte sich gemütlich abgestützt, und plötzlich, wie in Zeitlupe, klappte der Tisch in sich zusammen und Rider mit ihm. Einen Moment lang sagte keiner was, dann kam Leben in die Partygäste und alle krabbelten auf dem Boden herum, um runtergefallene Gläser, Aschenbecher und Erdnüsse aufzusammeln. Den einzigen, den wir bei der Aufräumaktion im ersten Moment völlig vergessen hatten, war Rider. Der hockte immer noch wie ein begossener Pudel auf dem Fußboden und wünschte sich nichts sehnlicher als ein Mauseloch, in dem er hätte verschwinden können. Wir konnten ihm nicht oft genug versichern, dass nichts wertvolles zu Bruch gegangen und alle Bodenfliesen heile geblieben waren. Zum Glück hatten wir keinen Teppichboden im Wohnzimmer.

Ewig konnte das natürlich nicht so weitergehen, schließlich existierte ja auch irgendwo da draußen noch eine Welt, die mit dem Chat nichts zu tun hatte. In den folgenden Wochen trafen wir uns also höchstens Mal in kleinen Gruppen privat, ansonsten sah man sich wieder öfter im Chat, wo sich in der Zwischenzeit eine ganze Menge verändert hatte. Durch die Ankündigungen während der Radiosendung und durch Mundpropaganda wurden immer mehr Leute auf den Chat aufmerksam und nicht jeder fügte sich so nahtlos ein, wie wir das bisher gewöhnt waren. Für uns war und ist der Chat nach wie vor ein Ort, wo man sich trifft, Spaß hat, sich locker unterhält und abschalten kann. Jetzt mußten wir uns plötzlich mit Leuten auseinandersetzen, die hier die schnelle Nummer suchten oder einfach nur auf Streit aus waren. Ganz schlimm war es Sonntags abens, während die Sendung lief. In grenzenloser Unkenntnis aller Anstandsregeln wurde man, noch bevor man grüßen konnte, im Dialog überfallen und zugeschüttet mit den allseits beliebten W-Fragen: WIE alt bist Du, WO kommst Du her, WIE siehst Du aus waren zwar noch die harmloseren Fragen, aber nach dem 10. Mal nerven auch die. Sicher, der Chat heißt Herzflimmern, aber für diese plumpe Art der Anbaggerei würde man in jeder Kneipe Ohrfeigen kassieren. Ganz unangenehm wurden einige Zeitgenossen, wenn sie erfuhren, dass ein Teil von uns noch nicht mal mehr Single war. Dann mußten wir uns Sprüche anhören wie: "Dann mach doch, dass Du wieder an den Herd kommst". Eine Weile bemühten wir uns noch, diesen Kommunikationshelden zu erklären, dass sich die meisten von uns hier kennengelernt hatten, aber dann gaben wir auf. Es war einfach sinnlos, zumal ein Großteil dieser Typen selten häufiger als einmal auftauchten.

Das heißt jetzt aber nicht, dass sich nicht auch immer noch wirklich nette Leute in den Chat verirrten. Tatsache ist, dass wir mißtrauisch geworden waren und erst mal kritisch abwarteten, aber es ist bis heute so, dass Neuchatter, die freundlich auftreten, auch akzeptiert werden. Regelmäßig wiederkehrende Individuen, die immer noch mit den gleichen flachen Sprüchen versuchen, etwas aufzureißen, werden geduldet, solange sie niemanden belästigen. Ein wirkliches Problem bekommen nur die Herrschaften, die durch anhaltendes Stänkern, Provozieren und Hetzkampagnen den "Chatfrieden" (blödes Wort, aber mir fällt kein anderes ein *g*) stören. Dass wir, und damit meine ich nicht nur die "Altchatter" und die Scouts , sondern alle, die die besondere Atmosphäre, die diesen Chat von 1000 anderen unterscheidet, zu schätzen wissen, deshalb schon mal als arrogant und überheblich beschimpft werden, nehmen wir gerne in Kauf.

Im November gab es endlich wieder einen Grund zum Feiern. Der Chat hatte mittlerweile sein einjähriges Bestehen hinter sich und da sich die Sunshine-Ranch in Wuppertal als optimal für CTs erwiesen hatte, beschloss Milka, dort am 10.11.01 den Geburtstag zu feiern.
Den Abend vorher hatte sich ein Teil der Chatter getroffen, um gemeinsam die Soester Kirmes zu besuchen.

Hierzu hab ich zwei Anmerkungen von Hubi erhalten, die ich Euch nicht vorenthalten möchte und deshalb im Original belasse:

Bevor wir also zu dieser Kirmes fuhren, trafen wir nachmittags bei Amor und Yassi in Körbecke ein.
Als dann Mieze und Nobby erschienen mussten wir natürlich erst einmal das Bier der Eingeborenen (Warsteiner) verkosten. Da sich die Diskussion, wie wir denn nu nach Söst fahren sollten, etwas in die Länge zog, wurde so manches Fläschlein Bier und Sekt geleert. Damals kannten wir Smirnoff noch net! Plötzlich wurde zum Aufbruch geblasen,da man sich entschlossen hatte den öffentlichen Personennahverkehr zu unterstützen.
Ich fragte den Schuhmacher, wie lange denn die Fahrt wohl dauern würde, da sich bei mir schon so ein unangenehmes Gefühl im Schritt ausbreitete. Er antwortete" Nich lang, ne viertel Stunde"
Ne viertel Stunde dauerts, wenn man mit nem Affenzahn im Audi die Strecke zurücklegt.
Mit nem Bus, der JEDE Haltestelle anfährt dauerts wesentlich länger. Als nach 10 Minuten Fahrt die Endstation immer noch net in Sicht war, begann ich nervös auf meinem Sitz hin und her zu rutschen. Was zur Folge hatte, dass der Harndrang net nachließ, die anderen Mitfahrenden jedoch auf meine missliche Lage aufmerksam wurden. Oh Gott....wie ich in dem Moment den Chat und vor allem die Chatter, die sich im Bus befanden hasste! Einige meinten mich aufheitern zu müssen, indem sie mir erzählten wie wohltuend doch ein Gang zum Klo sein kann. Andere imitierten Wasserfälle, Gebirgsbäche und Meeresrauschen. Ich war kurz davor, an der nächsten Haltestelle auszusteigen, meine Notdurft zu verrichten und dann den nächsten Bus zu nehmen.
Eigentlich hatte ich so etwas wie Mitleid erwartet, als ich sagte "Habt ihr eigentlich ne Vorstellung davon, wie unangenehm das ist, wenn man so dringend Pipi muss?"Ich bemerkte eine "körperliche" Veränderung an mir. Nur wusste ich in dem Moment nicht, ob ich dringend pullern musste oder ob ich evtl. doch wuschig war.Wie so oft - eigentlich immer- musst ich nur dringend pieseln Die zwei mitreisenden Herren (Amor und Nobby) konnten es sich dann nicht verkneifen (blödes Wort in dem Zusammenhang),ihre schrecklichen, menschenverachtenden und diskriminierenden Kommentare abzulassen, die da lauteten:" Was will denn da noch hart werden, bei 3,4cm!" Der ganze Bus lachte nur ich nicht! In den darauffolgenden Wochen drehte sich bei den beiden alles um die "magische" Zahl 3,4.
FAZIT: In Zukunft werd ich meine Qualen für mich behalten und einfach laufen lassen.

Und noch eine, weils so schön ist:

Also, Amor und ich hatten mal Hunger...kann schon mal vorkommen!
Wir beschlossen also die kulinarischen Köstlichkeiten der Osmanen unter die Lupe und in den Bauch zu nehmen.

Ich bestellte als Erster.
Die Aysche hinter der Theke fragte also: "Wass du wolle?"
Ich sachte "Döner"
Sie" Salat?"
Ich "Ja"
Sie "Sosse?"
Ich "Ja"
Sie "Peperoni?"
Ich "ja"
Sie "Zwiebeln"
Ich "Ja"
Sie" Scharf?"
Ich "ja"
Somit war unsere Konversation beendet und ich bekam nen Mega-Döner!
Amor hat diesem Gespräch mit offenem Mund und vor sich hin sabbernd gelauscht. Nu war er an der Reihe!

Sie" was du wolle?"
Er" Döner"
Sie "und dann?"
Er "Fleisch"
Sie "und jetzt?"
Er "noch mehr Fleisch"
Sie "und nun?"
Er "Bin ich ein Karnickel? Pack Fleisch rein!"
Als sie noch zweimal mit der Zange dat Hammelzeug ins Brot gezwängt hatte, wollte sie Amor dat Teil überreichen. Daraufhin schaute der Schuster völlig entsetzt und meinte mit toternstem Gesicht zu Ihr: "Döner ohne Zwiebeln? Hassu die Wurst am kochen? Also bekam er noch ne Zwiebel ,ich ein schlechtes Gewissen - nein, eigentlich Angst, denn ringsherum versammelte sich mittlerweile eine beträchtlich Horde von südländisch aussehenden Leuten, die tierischen Kohldampf hatten.
Als er dann endlich den halben Dönerspiess in seinem Fladenbrot hatte, konnten wir von dannen ziehen. Jeder andere hätte sich beim Versuch, ins Brot zu beißen, ne mittelschwere Maulsperre zugezogen, nich aber der Prinz vom Möhnesee.
Und die Moral von der Geschicht: 'Ne grosse Klappe lohnt sich net immer...aber immer öfter!

Ob die Soester Kirmes wirklich so sehenswert ist, wie viele behaupten, bleibt offen, da wir kaum etwas gesehen haben. Es mag Menschen geben, die so was Atmosphäre nennen, wir haben es einfach nur als unerträgliches Gedränge empfunden. Als sich bei einigen die ersten Anzeichen von Schweißausbrüchen und Platzangst bemerkbar machten, trennte sich die Gruppe vorläufig, um sich später im Festzelt wieder zu treffen. Nisawi und ich schoben uns, flankiert von Tipsy und Garfield, tapfer durch die Menschenmassen, immer darauf bedacht, uns ja nicht zu verlieren. Umfallen konnten wir nicht, dazu war kein Platz, aber gesehen haben wir auch nichts. Deshalb nutzten wir die nächstmögliche Gelegenheit, der Menge zu entkommen und sind auf Umwegen Richtung Zelt marschiert. Da war es zwar auch voll, aber wesentlich erträglicher als draußen und vor allem - hier war es warm. Garfield, Tipsy und Nisawi wollten sich unbedingt noch mal ins Getümmel stürzen, ich dagegen wollte nur noch auftauen und blieb bei den anderen. In einem waren wir uns jedenfalls alle einig - nie wieder Soester Kirmes an einem Freitag!
Am nächsten Tag fuhren wir also nach Wuppertal. Diese großen CTs waren allein schon deshalb immer wieder interessant, weil jedes Mal neue Gesichter auftauchten. Neugierig war man ja schon, mit wem man da so chattete. Die größte Überraschung dieses Abends versteckte sich erst mal stundenlang neben dem Spielautomaten an der Tür, sagte keinen Ton und tat so, als wäre sie rein zufällig hier. Bis die Bombe dann doch noch platzte - Sally aus Bayern war mit ihrem Robert da. Die Freude war auf allen Seiten riesengroß, wir hatten schließlich im Chat schon endlos viel Spaß miteinander gehabt. Auch für Mischa*w* war es das erste CT, heute ist sie aus unserer Mitte nicht mehr wegzudenken.
Es kam, was kommen musste: "Moskau". Und Milka gab Gas. Sie hatte auch diesmal ein Opfer im Auge, blieb aber im ersten Anlauf erfolglos. Es hat halt doch nicht jeder, der in der sicheren Menge gerne alle Augen auf sich ziehen möchte, auch den Mut, damit auf den Tischen weiterzumachen. Also übernahm ich den zweiten Part des Tanzduos - da oben kam mir das Lied übrigens viel länger vor *g*. Um Mitternacht feierten wir nahtlos in den Geburtstag von Susann hinein, bevor sich die Runde auch diesmal friedlich auflöste.

Im weiteren Verlauf des Novembers jagte ein Geburtstag den anderen. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Karneval meistens im Februar stattfindet *g*. Den Dezember läuteten wir mit einer X-Mas-Party im Kölner Krebelshof ein und dann war erstmal Schluß bis Sylvester.

Von Asterix wurde ich informiert, dass im Dezember doch noch was passiert ist, und zwar am15.12.01 das Schlittschuhlaufen in Bochum
Um die tastaturgeplagten Hände zu entlasten und die vom Schreibtischstuhl schlecht durchbluteten Beine zu trainieren, beschlossen einige wagemutige Chatgestalten, sich aufs glattes Parkett zu begeben. Wir wählten dafür die Eislaufbahn im Bochum. Bis auf wenige Ausnahmen *indenSpiegelguck* meisterte der überwiegende Teil auch diese sportliche Herausforderung recht gut. Mit schmerzenden Füßen, stärkten wir uns anschließend beim benachbarten Chinesen. Hier klagte Alexa über ihren schmerzenden Arm, auf den sie gestürzt war, weil jemand auf der Eislaufbahn ihre Vorfahrt nicht beachtet hatte. Leider stellte sich bei ihrem anschließenden Besuch im Krankenhaus heraus, dass der Arm gebrochen war. Sie entschied danach, dass ihr Schreibtischstuhl doch sicherer ist.

Die Feier zum Jahreswechsel fand im kleinen Kreis bei Norbert und Mieze statt. Es war ein Versuch gestartet worden, ein großes Sylverster-CT zu veranstalten, aber da waren die Vorstellungen der Chatter doch zu unterschiedlich, so dass es bei dem Versuch blieb. Parallel zu unserer Feier fand auch noch eine bei Nebelguru statt, so dass alle, die nichts anderes vor hatten, bestens versorgt waren. Überlieferungen zufolge fantasierte Hubi im Morgengrauen im Bett noch von finnischen Nationalhelden wie Hautamaeki und Jussilainen, was Bea beinahe zur Flucht aus dem gemeinsamen Bett veranlasst hätte.

So, das waren die Highlights aus den ersten 15 Monaten Herzflimmern-Chat - ich hoffe, die Lücken werden sich schließen, sobald ich im Freundeskreis die noch fehlenden Informationen eingesammelt habe. Von meiner Seite aus geht es bald weiter mit 2002, wo die CTs nicht mehr ganz so häufig, aber trotzdem nicht weniger schön waren.

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